Die Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der Caritas ist - nicht nur - in der Corona-Zeit ein gefragter Anker. Barbara Matuschek (r.) und Elisabeth Auer zeigen, dass Beratung in Präsenz möglich ist. Dabei werden alle derzeitigen Schutzmaßnahmen beachtet. Für das Foto wurden kurz die FFP2-Masken abgenommen. Foto: Albert Meindl
Kitas teilweise geschlossen. Homeschooling. Kaum Freizeitangebote. Fehlende soziale Kontakte mit Freunden. Die Belastung der Kinder zu Corona-Zeiten ist groß. Aber auch die Eltern stehen vor neuen Herausforderungen. Nicht wenige stoßen an ihre Grenzen. Bei der Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der Caritas in Passau ist die Zahl der Erstanmeldungen im vergangenen Jahr gestiegen, wie deren Leiter Albert Meindl feststellt.
Insgesamt wandten sich 737 Familien an die Beratungsstelle. Die Fachberater/-innen beobachteten bei den jungen Menschen eine deutliche Zunahme von Ängsten und depressiven Verstimmungen. Die Eltern äußerten deutlich häufiger ein höheres Stresserleben und berichteten von persönlichen Überforderungssituationen.
Mit entsprechendem Hygienekonzept wird Beratung in Präsenz angeboten. Dazu kommen viele Telefontermine; insgesamt fünf bis sechs Beratungstermine pro Tag. Wenn Familien anrufen, bekommen sie zeitnah einen Beratungstermin.
Dabei erleben Barbara Matuschek, die stellvertretende Leiterin, und die Diplom-Psychologin Elisabeth Auer, dass die Eltern unterschiedlich mit der Pandemie zurechtkommen. Das hänge auch von den Rahmenbedingungen wie Wohnverhältnissen und existentiellen Sorgen ab. Es gebe aber auch diese Erfahrung: Familien spüren in dieser Zeit einen stärkeren Zusammenhalt und finden es schön, mehr Zeit füreinander zu haben.
Allerdings seien die Grundprobleme "der Familien, die sich an uns wenden, ähnlich geblieben". Die Pandemie wirke wie ein Katalysator. Die Familien, so Elisabeth Auer, seien durch Corona mehr auf sich zurückgeworfen, bereits vorhandene Konflikte verstärkten sich. Barbara Matuschek: "Das können Paarkonflikte sein, depressive Verstimmungen oder Wutanfälle bei Kindern, zu viel Medienkonsum, weil für die Kinder und Jugendlichen wichtige Freizeitbeschäftigungen weggefallen sind, soziale Probleme, Schwierigkeiten in der Pubertät. Nahmen Eltern mit Trennungskonflikten die Beratung in Anspruch, versuche man gemeinsam Ideen zu entwickeln wie Kinder zu beiden Eltern einen guten Kontakt und Umgang pflegen können.
Generell, so Elisabeth Auer, nehmen wir uns Zeit, um die familiäre Situation und die einzelnen Stressfaktoren zu verstehen. Deutlich wird dann, dass auch Eltern selbst die wichtigen "Entlastungs- und Entspannungsinseln" fehlten. Viele Alltagsabläufe sind aus den Fugen: So sei die Betreuung in der Kita oder Schule derzeit manchmal unberechenbar, es müsste jemand organisiert werden, der sich um die Kinder kümmere. Da ermutige man die Eltern, Hilfe von verschiedenen Seiten in Anspruch zu nehmen, auch wenn man eigentlich andere nicht belasten wolle.
Ein wichtiger Punkt sei in der Pandemie-Phase und genauso darüber hinaus, dass Mütter und Väter etwas für sich tun können, um wieder Energie zu tanken, ob nun ein ruhiges Telefonat oder eine sportliche Betätigung. Und auch das gilt, sagt Barbara Matuschek: "Eltern sind für Kinder ein Vorbild, wenn sie selbst in Krisenzeiten Hilfe in Anspruch nehmen".
Deshalb auch der grundsätzliche Rat der beiden Caritas-Beraterinnen: "Mütter und Väter sollen ihre eigene Leistung in den für alle schwierigen Zeiten für sich selbst besonders anerkennen. Und im Bedarfsfall Hilfe suchen und annehmen".
Info:
Die Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung der Caritas hilft bei Erziehungsfragen, Familienkonflikten, Beziehungs- und Trennungsproblemen, bei Sorgerechtsfragen und Kindeswohlgefährdung. Die Hilfe ist kostenlos und anonym. Die Beratungsstelle in der Ostuzzistraße 4 in Passau ist telefonisch erreichbar unter 0851/501260 oder per Mail an erziehungsberatung@caritas-passau.de.