Den ganzen Vormittag stand er am Bügelbrett. Jetzt sind alle Taschen bedruckt, das rote Logo leuchtet, und Leon Bangerl strahlt. Den Nachmittag wird der Semesterpraktikant der Gemeindecaritas in Passau damit verbringen, die Taschen mit Weihnachtsgeschenken zu füllen. Er wird nicht allein sein.
Sie helfen mit, dass auch für Einsame und Bedürftige in Passau Weihnachten wird: v. re. Konrad Haberger (Gemeindecaritas), Angelika Leitl-Weber (Bahnhofsmission) und Semesterpraktikant Leon Bangerl.Winderl
Vor zwei Jahren im Advent hat sich die Projektgruppe „Heiligabend im Konradinum“ zusammen gefunden. „Das war eine Premiere“, erzählt Konrad Haberger, Fachbereichsleiter der Gemeindecaritas in Passau, „und zugleich die Fortsetzung einer Tradition“. Schon seit mehreren Jahren hatten die Stadt und die christlichen Kirchen in Passau zu einer offenen Weihnachtsfeier eingeladen. Willkommen waren Wohnungslose, Klienten/innen der Caritas-Beratungsdienste, Gäste der Bahnhofsmission sowie Alleinstehende aus allen Bevölkerungsschichten. Das Anliegen: An Heiligabend soll – möglichst – niemand einsam sein.
2018 fand dieses Angebot im damals neuem Caritashaus Konradinum eine Bleibe. „Das war eine ganz praktische Überlegung“, erinnert sich Konrad Haberger: „Das Haus liegt zentral, wir haben eine Tiefgarage, eine wunderbare Kapelle für die kleine Andacht und einen Speiseraum für das Festmenü. Unsere Besucher/innen haben das alles sichtlich genossen.“ Heiligabend im Konradinum wurde in kurzer Zeit zu einer „Marke“. Das Jahr über sei er nicht nur einmal angesprochen worden: „An Weihnachten sehen wir uns wieder, oder?“
Auch 2020? Anfang Dezember, nach einem Rundruf in der ökumenischen Projektgruppe, ist die Antwort klar. „Wir sind wieder dabei“, heißt es unisono von den Ehrenamtlichen aus der katholischen und evangelischen, der alt-katholischen und der neuapostolischen Kirche. Weihnachten, so der Tenor, dürfe gerade in diesen Zeiten nicht ausfallen. Und wenn die Gäste nicht ins Konradinum kommen können, „dann bringen wir ihnen eben ein Stück Weihnachten“, sagt Deutschordens-Schwester Eva Maria Fußeder. „Ganz nach dem biblischen Auftrag: Geht hinaus auf die Straßen…“
Weihnachten 2020 sieht dann so aus: Wer einen festen Wohnsitz hat, bekommt Besuch (zwar nur an der Haustür, aber immerhin), ein freundliches Wort, einen Brief und eine Geschenktasche. Mit den Gästen der Bahnhofsmission ist vereinbart, dass sie ihre Tasche mit dem persönlichen Anschreiben an ihrem gewohnten Treffpunkt abholen können. „Unsere Leute trifft es heuer an Weihnachten ja besonders hart“, berichtet Angelika Leitl-Weber, die Leiterin der Bahnhofsmission. „Da werden ihnen diese Zeichen der Aufmerksamkeit bestimmt guttun.“
An den Aufmerksamkeiten arbeitet Leon Bangerl gerade. Mit dem Ehrenamtlichen-Team sitzt er im Konferenzraum des Caritashauses. Sie adressieren und unterschreiben jeden einzelnen Brief. Sie verpacken die kleinen, liebevoll gestalteten Geschenke. Die mit Brandmalerei verzierten Anhänger, jeder ein Unikat. Die roten Kerzen und die exklusiven Konradinum-Alltagsmasken, Symbole für einen großen Weihnachtswunsch. Sie füllen die Taschen. Sie halten Abstand. Und sorgen für Verbundenheit.