Alles im Plan. Ein Beton-Element fügt sich zum Nächsten. Der Caritas-Mega-Bau schiebt sich in die Höhe. Der Ersatzneubau der Förderzentren St. Severin und Don Bosco schreitet voran. Hier entsteht ein Ort der Geborgenheit, des Wohlbefindens und der Herzlichkeit für junge Menschen. Die Bildungseinrichtungen mit Schwerpunkten geistige beziehungsweise körperliche Entwicklung sollen ab 2030 beste Vorrausetzungen bieten um zu lernen und sich entwickeln. Doch jetzt ist erstmal noch Baustelle angesagt.
Der Bauingenieur Helmut Rammer als Bauleiter erläutert der Caritasvorständin Andrea Anderlik den Baufortschritt.Caritas Passau/WD
Die Caritasdirektorin Andrea Anderlik hat sich vor wenigen Tagen vom Baufortschritt persönlich überzeugt. Mit dem Bauleiter, Helmut Rammer, der alles im Blick hat, ging sie über das Gelände. Dabei dankte sie auch den Nachbarn und Anliegern für das Verständnis. Denn so eine Großbaustelle ist natürlich nicht ganz leise oder störungsfrei. Rammer konnte ihr versichern, dass auch hier alles relativ im Lot sei. Im Plan ist die Caritas auch bei den vorgesehenen Kosten. Die Vorständin rechnet derzeit nicht mit unvorhersehbaren dramatischen Steigerungen.
So wurden allein 51.000 Kubikmeter Erdreich ausgehoben, etwa so viel wie 25 olympische Schwimmbäder. 780 Tonnen Stahl wurden bisher verbaut und etwa 8000 Kubikmeter Beton, vergleichbar mit dem Wasser in 3.200 Standard-Swimmingpools. Der Bauleiter muss es wissen. Jede Woche ist Jour Fixe mit den Firmen. Der 59jährige Ingenieur spricht den Fortschritt ab, organisiert das In- und Nacheinander der einzelnen Baufirmen. Die Zufahrtsstraße wird geteert. Also kann drei Tag die Baustelle nicht direkt angefahren werden. Das Material muss vorher eingelagert sein. Dann muss ein weiterer Kran aufgestellt werden. Der Standplatz ist genau mit den Betonbauern abzustimmen. Öffnungen und Kanäle für Versorgungsleitungen müssen präzise betoniert sein. Und alles nach einem detaillierten Zeitplan. "Wir liegen ganz gut", sagt er, "auch wenn es manchmal ein wenig hakt". Er kennt das von anderen Großprojekten, die er betreut. "Das ist normal". Es gibt Lieferschwierigkeiten, noch ausstehende Beauftragungen, urlaubsbedingte Pausen. Aber es müsse klar vorangehen. Das ist seine Maxime. Die Planungen für den Winter, sprich den Innausbau stehen längst.
So eine Großbaustelle ist ein komplexes Ineinander der Gewerke. Helmut Rammer bespricht sich regelmäßig mit den beteiligten Firmen, damit der Zeitplan eingehalten werden kann.Caritas Passau/WD
Für die Stadt Passau und die Region ist die Baumaßnahme riesig. Gerade für die heimische Wirtschaft. Die Caritasdirektorin unterstreicht, dass nachhaltig bauen auch mit Regionalität zu tun. Die Firmen, und damit Menschen vor Ort, sollen Arbeit bekommen. 2023 hat die Caritas ihr größtes Projekt in der über hundertjährigen Geschichte gestartet. Bis 2030 werden 70 Millionen Euro in die sonderpädagogischen Förderzentren für knapp 350 Schülerinnen und Schüler investiert. "Wir setzen ein deutliches Zeichen für junge Menschen mit so unterschiedlichen Handicaps. Wir setzen ein Zeichen für die Eltern und Angehörigen. Und wir setzen ein Zeichen für die Gesellschaft", hat die Caritasdirektorin Andrea Anderlik, beim Spatenstich betont. Die Förderzentren mit jeweils integrierter heilpädagogischer Tagesstätte werden Lernhäuser der kurzen Wege sein. Turnhalle und Schwimmbad sind barrierefrei erreichbar. Das Rasenspielfeld befindet sich, als Terrasse am Hang angelegt, auf dem Dach der Turnhalle. Und alles geschieht bei laufendem Betrieb.
Vom Plan zum Bau. Helmut Rammer hat sorgt für einen reibungslosen Ablauf des 70 Millionen-Projektes der Caritas.Caritas Passau/WD
Helmut Rammer wirkt wie ein Dirigent mit dem Arm des riesigen Baukranes als Dirigierstab. Alle Einzelpläne hat er auf seinem Handy, dazu die Firmen. Aber den Bau hat er nicht nur digital in der Tasche. Wer mit ihm durch die Baustelle geht erlebt, dass all die Einzelelemente, Geschosse und Räume in seinem Kopf bereits ein sichtbares Ganzes ergeben. Er sieht tatsächlich schon, wie es einmal sein wird. Dann, wenn 2027 die Kinder und Jugendlichen ins neue St. Severin einziehen und Don Bosco wechselt. Und wenn sich dann 2030 die neuen Räume mit Leben füllen wird Helmut Rammer durchatmen. Auch ein wenig stolz, dass er für Menschen mit Handicap einen ganz persönlichen Beitrag hat leisten können. Doch bis dahin wird er noch viele Bau-Jour Fixe organisieren, manchmal stöhnen, wenn etwas stockt und dennoch mit jener Sicherheit dirigieren, die nötig ist, um so eine Mega-Baustelle zu organisieren.
Text: Wolfgang Duschl