Bischof Stefan Oster besucht die Flüchtlings- und Integrationsberatung der Caritas in Passau. Im Vordergrund: Caritasvorstand Stefan Seiderer (li.) und Bischof Stefan Oster (re.)Foto: Caritas Passau
Im Konradinum in Passau traf er zunächst die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Caritas-Flüchtlings- und Integrationsberatung (FIB), anschließend besuchte er gemeinsam mit Vertretern der Regierung von Niederbayern die Gemeinschaftsunterkunft in Hutthurm.
Die Caritas betreut in Stadt und Landkreis Passau derzeit 15 Gemeinschaftsunterkünfte mit insgesamt 1261 Bewohnerinnen und Bewohnern. Die Bandbreite reicht von kleineren Einrichtungen mit etwa 30 Personen bis zu großen Häusern mit 170 Plätzen. "Es ist eine enge und wertvolle Verbindung, die wir zum Bistum spüren", betonte Caritas-Vorstand Stefan Seiderer im Gespräch mit dem Bischof. Zugleich schilderten die Beraterinnen und Berater eindringlich die Probleme, mit denen sie täglich konfrontiert sind: lange Asylverfahren, widersprüchliche gesetzliche Regelungen und eine wachsende soziale Kälte in der Gesellschaft.
"Viele Menschen sind frustriert, weil ihre Verfahren seit Jahren auf Eis liegen oder weil sie trotz gelungener Integration wieder abgeschoben werden", berichtete Katharina Muszynski von der FIB. Ein Beispiel: Eine aus dem Iran stammende Pflegekraft, die gut integriert und zum Christentum übergetreten war, konnte in letzter Minute vor der Abschiebung bewahrt werden. Die Frau wäre im Iran schwersten Repressalien ausgesetzt gewesen. "Das wäre eine himmelschreiende Ungerechtigkeit gewesen", so die zuständige Caritas-Mitarbeiterin. Auch fehlende Deutschkurse, mangelnde Kinderbetreuung und komplizierte Bürokratie belasten nach Darstellung der Caritas die tägliche Arbeit.
Bischof Oster (re.) bei der Führung durch die Gemeinschaftsunterkunft in Hutthurm mit Heimleiter Tobias Stockinger (li.). Ebenfalls mit dabei: Caritasvorstand Stefan Seiderer, weitere Vertreter der Caritas und der Regierung von Niederbayern.Foto: Wolfgang Krinninger
Der Bischof hörte genau zu, fragte nach und zeigte sich bewegt. "Auch in Ihrem Dienst zeigt sich die Zuwendung Gottes zu den Schwachen und Wehrlosen", sagte Oster. Auch die gesellschaftlichen Spannungen sprach er an: Die Politik versuche gegenzusteuern, aber Polarisierung und Ängste würden das Klima zunehmend belasten.
In Hutthurm verschaffte sich der Bischof schließlich gemeinsam mit Vertretern der Regierung von Niederbayern einen Eindruck von der dortigen Unterkunft, in der aktuell 123 Menschen aus 16 Nationen leben. Heimleiter Fabian Stockinger betonte die gute Zusammenarbeit mit Kommune und Caritas. Die Einrichtung laufe "relativ unkompliziert", so Stockinger. Auch die Regierung hob die Vorteile zentral geführter Unterkünfte hervor: Sie erleichterten die Betreuung, erhöhten die Akzeptanz in der Bevölkerung und ermöglichten eine enge Begleitung durch Heimleitung und Hausmeister. Durch den Rückgang der Asylbewerber-Zahlen würden die Verfahren wieder in geordneteren Bahnen laufen.
Am Ende stand ein gemeinsames Fazit: Die gute Zusammenarbeit zwischen Caritas, Staat und Kirche sei wichtig, damit Integration gelingen könne - gerade in einer Zeit, in der die Herausforderungen nicht kleiner, die Ressentiments aber spürbar größer werden - trotz eines spürbaren Rückgangs der Aylbewerber-Zahlen.
Text: Wolfgang Krinninger