Die Kunst- und Kreativtherapeutin Monika Lumbe organisiert das etwas andere Theater mit Senior:innen. Caritas Passau/WD
Da sitzen sie. In bunte Tücher gehüllt. Eine unsichtbare Krone auf dem Kopf. Drei Könige auf dem Dreisessel. Es ist Theaterzeit im Caritas Seniorenheim St. Gisela. Ein etwas anderes Theater. "Jeux dramatiques" genannt.
"Diese pädagogische Methode ist die Ausdrucksmöglichkeit inneren Erlebens, ein Prozess des Sichtbarwerdens, des Bewusstwerdens, von persönlichen Vorlieben, Entwicklungsstufen, Lebensstufen", erläutert Monika Lumbe. Die Heilpädagogin kommt regelmäßig zu den Senior:innen, um mit ihnen Theater zu spielen. Nicht für Publikum, sondern für sich selbst. Selbst mit nachlassenden Kräften, oder gerade deswegen, gehen die bis zu zehn Teilnehmer:innen auf Entdeckungsreise. Zu sich, zu ihrer Herkunft, ihrer derzeitigen Lebenssituation. Monika Lumbe, erfahrene wie einfühlsame Kunst- und Kreativtherapeutin, hat Geschichten mitgebracht. Die Sage vom Dreisessel, die Geschichte vom Lusen, oder von der Gründung Grainets am Goldenen Steig. Die Senior:innen kennen die Orte. Da sind, waren, sie daheim. Auch wenn ihre Erinnerung an das Zuhause manchmal schon verblasst.
Sie entdecken im hohen Alter die Welt ihrer Kindheit. Und schlüpfen so einfach wie Kinder in Märchenrollen. Wer mag, macht mit, wählt seine Rolle. Wer nicht mag, spielt einen Baum am Wegrand oder erklärt sich zum Zaungast, weil eben jetzt gerade müde. Eine ungewohnte Atmosphäre. Aber so stimmig. Unverstellt. Mit offenen Augen und wachem Sinn Gemeinschaft in einer Senioren- und Pflegeeinrichtung erleben. Ein besonderes Spiel auch deswegen weil nonverbal. Es bedarf keiner Worte. Gesten, Laute, Mimik reichen. Niemand kann etwas falsch machen. Neue Wege in der Seniorenarbeit.
Normalerweise arbeitet die Heilpädagogin in der Caritas Frühförderung mit Kindern. Sie probiert gerne Neues aus, stößt neue Projekte an. Also fasste sie sich ein Herz und klopfte bei den Senior:innen in Waldkirchen an. Über den Freundeskreis "Zeitschenken" begann sie mit dem Theaterprojekt. Im Sommer hat sie jetzt die ersten sechs Einheiten abgeschlossen. Weil selbst von der Methode begeistert, kann sie den Menschen etwas geben. Mehr als nur Zeit schenken. Sie schenkt Aufmerksamkeit, Wertschätzung, Nähe in diesen Stunden. Kein Wunder, dass die alten Herrschaften im Herbst wieder teilnehmen werden, wenn es heißt: Vorhang auf in St. Gisela, rein in die bunte Welt der Tücher und in das Leben mit all seinen Facetten.