Am Freitag, 25. Januar, hat Caritasvorstand Konrad Niederländer bei einer Gastvorlesung im Department für Katholische Theologie den Auftrag des katholischen Sozialverbandes erläutert.
Ordinariatsrat Konrad Niederländer (re.) im Gespräch mit Prof. Dr. Hermann Stinglhammer vom Lehrstuhl für Dogmatik und Fundamentaltheologie.Caritas
Mit Prof. Dr. Hermann Stinglhammer vom Lehrstuhl für Dogmatik und Fundamentaltheologie haben die Studierenden danach gefragt, in welchem gesellschaftlichen Kontext die Caritas heute ihren Dienst leistet. Für Diakon Niederländer ist dieser zum einen untrennbar mit dem Grundauftrag der Kirche verbunden. "Kirche vollzieht sich im Glaubenszeugnis, in der Feier der Gottesdienste und eben im Dienst am Nächsten. Die Caritas in ihrer ganzen Vielfalt ist Kirche, handelt als Kirche und trägt zur Entwicklung der Kirche bei".
Zum anderen "stehen wir mitten im gesellschaftlichen Wandel mit den drängenden sozialen Problemen, aber auch mit der Tatsache, dass Menschen sich von der Kirche entfernt haben". Angesichts der zunehmenden Säkularisierung werde die Caritas oft nicht als Dienst der Kirche wahrgenommen. Deshalb sei es wichtig, den sozialen Dienst wieder stärker mit der Seelsorge zu verzahnen und bewusst zu machen, dass es sich nicht um einen reinen Dienstleister handle, sagte der Bischöfliche Beauftragte.
Innerhalb des Verbandes müsse den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterinnen der kirchliche Grundauftrag deutlich werden. Die gesellschaftliche Wirklichkeit und nicht zuletzt der Fachkräftemangel fordere auch die Identität der caritativen Organisation heraus. Mitarbeitende müssten Heimat im Glauben haben oder im Falle finden. Die Zukunft sieht der Diakon so: "Wir müssen überzeugen und sprachfähig sein, also einladend-missionarisch".
Denn es gebe bei der Caritas heute Mitarbeitende etwa in Pflege- oder Betreuungsbereichen aus anderen christlichen Konfessionen, anderen Religionsgemeinschaften oder Frauen und Männer, "für die Kirche eine unbekannte Größe und Caritas die erste Begegnung mit Kirche ist". Diese Mitarbeiter würden bei eigenen Treffen persönlich begleitet und "finden über ihre Tätigkeit einen Zugang zur Kirche". Denn caritatives Wirken stehe für die Einheit der Christen und Konfessionen. Es sei "Zeugnis für die Liebe Gottes" für Menschen anderer Religionen. Allerdings stellte der Caritasvorstand auch klar, dass bei leitenden Tätigkeiten die Mitgliedschaft in der katholischen Kirche wesentlich sei. Grundsätzlich müsse in den Einrichtungen die kirchliche Prägung zu spüren sein. So sei das Bistum bei Kindertagesstätten bewusst in der Trägerschaft geblieben, um die Kinder und ihre Familien auch im Glauben zu begleiten. Es gebe dafür geistliche und theologische Veranstaltungen für Erzieherinnen, so Konrad Niederländer. Mit der Übernahme der Trägerschaft durch den Diözesan-Caritasverband würden nicht nur Pfarrkirchenstiftungen und Ortscaritasvereine in der Verwaltung entlastet, es entstehe auch ein neues pädagogisches Konzept.
Das Profil im Spiegel des Flammenkreuzes
Der Caritasvorstand ist überzeugt: "Wir machen Kirche tagtäglich erlebbar". Das spiegelt sich in dem katholischen Profil wider, das die Vorstände, Abteilungsleiter und Führungskräfte entwickelt haben. Im Kreuz mit den zwölf Flammen, dem traditionsreichen Zeichen des Verbandes haben sie aktuell buchstabiert, was die Caritas ausmacht. Zentral im Kreuz, so Konrad Niederländer, stehe die Zusage Jesu Christi eines Lebens in Fülle. Von Gott gerufen und in Christus geborgen gehe es darum, mit dem Herzen zu sehen und mit Liebe Not zu lindern.
Caritasvorstand Diakon Konrad Niederländer stellt das Profil im Flammenkreuz vorCaritas
Mit zwölf Flammen werde der Dienst der Caritas umschrieben: Die Würde des Menschen als Ebenbild Gottes sei zu schützen, die Frohe Botschaft barmherzig zu bezeugen und es müsse Raum für den Glauben geben. Den Nächsten lieben, heiße Gott zu begegnen. So stehe die Caritas in der Nachfolge Jesu Christi mit Leidenschaft und Kompetenz an der Seite aller Menschen; unabhängig von ihrer Religion, ihrer Herkunft und ihrem Geschlecht. Sie biete Hilfe für Rat- und Hilfesuchende, Beeinträchtigte. Der Verband fordere eine gerechte Gesellschaft. Er gebe den Menschen eine sozialpolitische Stimme. Dazu komme der Einsatz zur Bewahrung der Schöpfung. Die Caritas verstehe sich als gelebte Kirche. Ehrenamtliche würden eingeladen zum Dienst für den Menschen. Und schließlich sei der Verband auch eine Dienstgemeinschaft, die familienfreundlich, fair, gerecht, verantwortungsvoll, loyal und fachlich qualifiziert gestaltet werde. Diese zwölf Grundaussagen, so Diakon Niederländer, werden jetzt in eigenen Veranstaltungen in die Mitarbeiterschaft getragen. "Damit füllen sich die Aussagen vor Ort konkret mit Leben und werden letztlich spürbar in der täglichen Arbeit".
Die Caritas im Bistum Passau betreut in 326 Einrichtungen mit 5.300 Mitarbeitern rund 57 000 Personen. Mit gezählt sind hier auch die Dienste der sieben Kreis-Caritasverbände und 96 Ortscaritasvereine. Der Diözesan-Caritasverband selbst bietet in 115 Einrichtungen mit 3.000 Mitarbeitern Hilfen für rund 26.000 Menschen. In den Ortscaritasvereinen sind knapp 14 000 Mitglieder organsiert. Zudem sind rund 3000 Frauen und Männer ehrenamtlich in den Einrichtungen aktiv.