In den Caritaszentren St. Severin und Don-Bosco in Passau werden Kinder und Jugendliche entsprechend begleitet. Denn sie sollen gut vorbereitet und möglichst selbstständig nach der Schulzeit ins Leben gehen.
Mit Stolz erzählt Edah dem Don-Bosco-Schulleiter Karl Bischof und der Caritasdirektorin Andrea Anderlik, wie gut er mit seinem E-Rolli schon klarkommt.Foto: Caritas Passau
Edah ist so stolz. Die erste Woche kann er mit seinem E-Rolli Bahnen ziehen. Ein weiterer Schritt in die Selbstständigkeit. Für Quirin ist es nicht anders. Mit dem "Pen-Friend", einem sprechenden Lese- und Markiersystem, kann der blinde Junge sich selbständig informieren und eigene Geschichten aufnehmen. Caritasvorstand Mag.a (FH) Andrea Anderlik, MSc, war am Mittwoch 18. Mai sehr beeindruckt, wie die Schülerinnen und Schüler in St. Severin und Don-Bosco gefördert werden.
Quirin ist blind. Aber mit seinem „Penfriend“ erklärt er Don-Bosco-Schulleiter Karl Bischof und Caritasvorstand Andrea Anderlik, wie er Texte und Informationen aufnimmt.Foto: Caritas Passau
In St. Severin, dem Zentrum für geistige Entwicklung, werden derzeit 120 junge Leute von der Grundschul-Stufe bis zur Berufsschulstufe in 13 Klassen unterrichtet. Nach dem Unterricht gibt es zusätzliche Angebote in der Heilpädagogischen Tagesstätte mit Sport, Therapie oder Spielen. 24 Kinder werden in drei Gruppen der Schulvorbereitenden Einrichtung (SVE) begleitet. In der Don-Bosco-Schule, dem Zentrum für körperliche und motorische Entwicklung, sind es momentan 152 Schüler in 11 Klassen und 21 Kinder in zwei SVE-Gruppen. Drei Grundschulklassen mit 39 Schüler werden an der Regelschule in Salzweg mit individuellen inklusiven Kooperationen unterrichtet. 46 Schülerinnen und Schüler werden in Regelschulen im Rahmen des Mobilen Sonderpädagogischen Dienstes (MSD) betreut. Eine Grundschulklasse mit 11 Schülern ist in Schweinhütt bei Regen beheimatet, damit die Kinder nicht den weiten Weg nach Passau antreten müssen. Denn das Einzugsgebiet der beiden Einrichtungen reicht vom Passauer Raum über den Bayerischen Wald. Kein Wunder, dass die Zahl der Anfragen für Neuaufnahmen groß ist.
Weil beide Zentren, zu denen jeweils auch eine Heilpädagogische Tagesstätte (HPT) gehört, sowohl aus den Nähten platzen als nach der Errichtung Mitte der siebziger Jahre dringend saniert werden müssen, steht jetzt ein kompletter Neu- und Erweiterungsbau an. Noch im Herbst möchte der Diözesan-Caritasverband mit dieser größten Baumaßnahme starten. Klar ist beim Rundgang auch geworden unter welch bautechnisch schwierigen Bedingungen derzeit die Mitarbeitenden im Haus und die Lehr- oder sozial-therapeutische Kräfte arbeiten. Ihnen galt der große Dank von Andrea Anderlik.
Ein wichtiges Thema für die Caritasdirektorin war Inklusion. Mit der Leiterin der Abteilung für Menschen mit Behinderung, Astrid Wegerbauer, den Leitern Thomas Deschner, St. Severin und Karl Bischof, Don Bosco, und den Verantwortlichen für die Heilpädagogischen Tagesstätten, Kerstin Bürgermeister, St. Severin, und Martin Hobelsberger, Don Bosco, sprach sie über die Möglichkeiten. Man fördere die Schülerinnen und Schüler etwa in Inklusionsklassen. Man bereite Jugendliche am Übergang Schule Beruf mit Praktika auf eine spätere Anstellung im ersten Arbeitsmarkt vor, halte viele Kontakte nach außen. Regelschulen aber könnten auf die individuellen Anforderungen der jungen Menschen mit Handicap nicht immer eingehen. Sie kämen auch vom Fachpersonal her an Grenzen. Generell müsse die Gesellschaft Verständnis für die Menschen mit Behinderung aufbringen und zur Integration beitragen. Dazu brauche es die passenden Rahmenbedingungen. Zur Sprache kam auch der steigende Bedarf an Plätzen.
Caritasvorstand Andrea Anderlik: "Die jungen Menschen brauchen auch in Zukunft einen geschützten Raum und Förderzentren für die Kinder selbst und zur Entlastung der Familien und Angehörigen". Die Caritasdirektorin war "tief beeindruckt wie die Mitarbeitenden hier die Potenziale der Kinder und Jugendlichen entdecken und fördern. Denn jede Person hat Entwicklungspotenzial und muss in ihrer Einzigartigkeit wahrgenommen werden". Dafür, so die Diözesan-Caritasdirektorin, sei Fachpersonal dringend nötig. "Wir brauchen Mitarbeitende für die bestmögliche Förderung und Unterstützung, die sich damit auch für die Gesellschaft in diesen sozialen Diensten einsetzen". In diesem Zusammenhang hat sie dafür plädiert, auch Quereinsteigern aus anderen Berufsfeldern Chancen zu eröffnen, wenn sie sich für die heilpädagogische Arbeit bei Menschen mit Behinderung entscheiden. Die sei z.B. in Don-Bosco der Fall. Allerdings müssten sie beim Umstieg dann mit Stipendienprogrammen unterstützt werden. Generell sei bei allem Engagement staatlicher Stellen für die Zentren auch die Unterstützung von Förderern nötig, die z. B. mit Hand-E-Bikes oder dem Laser-Gravierer viele zusätzlich Aktionen in den Förderzentren möglich machen.
Mit der Erzieherin Andrea Unterguggenberger stellen Kinder in der SVE St. Severin der Caritasdirektorin mit Piktogrammen und Gebärden ihren Tagesplan vor. Foto: Caritas Passau
"Der Frühling ist da". Die Kinder in der SVE von Don-Bosco berichteten der Caritasdirektorin mit einem Lied, was sie beim Ausflug in den Vogelpark erlebt haben. Wie ihre Wochenplanung aussieht erläuterten die Kinder in der SVE-Gruppe von St. Severin mit Piktogrammen und Gebärdensprache. Und alle an diesem Nachmittag haben gezeigt: St. Severin und Don Bosco sind bunte und lebensfrohe Orte mit einzigartigen jungen Menschen.
Wolfgang Duschl