Stefanie Hintermayr/pbp
Kinderschutz in ein Recht!
"Wir brauchen mehr niederschwellige Ansätze und mehr Präventionsangebote. Hier müssen wir uns fachlich entsprechend aufstellen, damit es gar nicht erst zur Eskalation kommt." - So das Fazit von Frau Prof. Dr. Mechthild Wolff (FH Landshut) bei der AGkE-Mitgliederversammlung in Fürstenzell zum Thema "Kinder und Jugendhilfe im Wandel". Ihren Vortrag vor den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfen im Bistum Passau (AGkE) überschrieb sie mit dem Titel "Familienhilfe im Wandel". Trotz aller aktuellen Herausforderungen betonte sie, dass viele Infrastrukturen zum Kinder- und Jugendschutz bereits vorhanden seien, beispielsweise die enorme fachliche Weiterentwicklung in den letzten Jahrzehnten. Mit Verweis auf die Veröffentlichung der Skandale zu sexualisierter Gewalt in katholischen Einrichtungen erklärte Wolff: "Hier haben wir auf Basis der zivilgesellschaftlichen Thematisierung eine neue Infrastruktur aufgebaut", die auch funktioniere, wie sie an den Beispielen Runde Tische, Betroffenenräte und Präventionsbeauftragte zeigte.
Die aktuell größte Herausforderung für die Kinder- und Jugendhilfe sieht Wolff im digitalen Schutz, beispielsweise vor Online-Grooming und Cybermobbing. "Kinderschutz darf nicht nur analog, sondern muss auch digital gedacht werden", betonte sie. "Wir brauchen viel mehr Methoden, um Kompetenzen im digitalen Bereich bei den Kindern zu stärken. Hier seien die Kinderschutzeinrichtungen gefragt, die daran mitwirken müssten, neue Infrastruktur zu schaffen. Es brauche unbedingt entsprechende technische Ausstattung von Familien, Unterstützung und Schulung von Fachkräften und den verstärkten Einsatz von künstlicher Intelligenz im Kinderschutz. "Wir sollten KI als Tool nutzen, um Lösungen für eine neue Infrastruktur im digitalen Kinderschutz zu finden." Das sei gerade in unserer aktuell krisenbehafteten Zeit wichtig, so Wolff, weil Familien oft an ihre Belastungsgrenzen kämen - noch dazu, wo die Kürzung finanzieller Mittel anstehe. Klar sein müsse aber: "Kinderschutz in ein Recht!" Wolff appellierte schließlich, künftig verstärkt auf Prävention mit entsprechenden Präventivangeboten zu setzen, ganz nach dem Motto: Prävention statt Intervention.
Kinder sind unsere Zukunft!
Erika Paul, Geschäftsführerin der AGkE Passau, teilt die Meinung der Referentin und stellt den steigenden Bedarf an Kinder- und Jugendschutz in unserer komplexen und krisenbehafteten Zeit fest. "Schützende familiäre und institutionelle Bildungs‑, Betreuungs- und Unterstützungssysteme kommen mittlerweile an ihre Leistungsgrenzen. Kinder und Eltern erhalten nicht rechtzeitig die notwendige Aufmerksamkeit und Unterstützung. Der Kinderschutz gerät aus dem Blick; Auffälligkeiten und Probleme verstärken sich. Das ist ein Teufelskreis, der unterbrochen werden muss!" Der Bedarf steige, so Paul, aber gleichzeitig kämen Kommunen und Kirche mangels finanzieller Mittel an ihre Belastungsgrenzen. "Das ist die große Herausforderung, der wir uns von der Kinder- und Jugendhilfe derzeit stellen müssen." Mit Blick auf die Zukunft meint sie: "Die Angebote der Kinder,- Jugend- und Familienhilfe sind zunehmend wichtig für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den Erhalt unserer demokratischen Grundordnung. Aufgrund dieser Dringlichkeit gehe ich fest davon aus, dass auch zukünftig alles dafür getan wird, um den Kinderschutz zu sichern."
Erika Paul, Geschäftsführerin der AGkE Passau und Fachbereichsleiterin für Jugend- und Familienhilfe der Caritas Passau, unterstreicht den steigenden Bedarf an Kinder- und Jugendschutz in einer immer komplexer und krisenbehafteten ZeitStefanie Hintermayr/pbp
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Die AGkE Passau unter dem Vorsitz von Johannes Erbertseder ist ein freiwilliger Zusammenschluss von katholischen Einrichtungen der Erziehungshilfen und der katholischen Jugendsozialarbeit (KJS). Sie ermöglicht den Trägern, Leitern und Mitarbeitern der angeschlossenen Einrichtungen auf Grundlage des christlichen Menschen- und Weltbildes durch fachliche Beratung, Fortbildung und Fachtagungen, fachlichen Austausch in Gremien, Vernetzung der Arbeit und Interessensvertretung, ihre Fachkompetenz und die Qualität ihrer Angebote ständig zu verbessern.
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Text: Stefanie Hintermayr/pbp