Einkehrtag der Caritas-Ehrenamtliche aus dem Dekanat Altötting: AnfangsrundeFoto: Susanne Stimmer
Im Pfarrsaal in Marktl am Inn wurden sie mit einem Kaffee-und-Kuchenbüffet begrüßt, das von Kirchenverwaltung und Pfarrgemeinderat vorbereitet worden war. So startete die Gruppe gut in den Tag.
Der Referent, Diakon Mario Unterhuber, der als Klinikseelsorger in den Rottal-Inn-Kliniken arbeitet, stellte den Anwesenden im Laufe des Tages vier Zugänge zur Themenerschließung vor.
"Der Mut zur Lücke ist notwendig, weil wir frischen Wind brauchen", lautete die erste seiner Thesen. Er lud die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein, auf das eigene Lebenshaus zu schauen und auf die Säulen der Identität, die dieses Lebenshaus tragen. Dabei bat er die Teilnehmenden, auch die Lücken in ihrem Lebenshaus wahrzunehmen und ein Gespür dafür zu entwickeln, wann eine Lücke Ängste verursacht - etwa im Lebenslauf oder beim Wegbrechen einer Säule - und wann sie Gelegenheit bietet, den frischen Wind der Veränderung, der Neuausrichtung oder des Innehaltens sowie des Durchatmens hereinzulassen.
Einkehrtag der Caritas-Ehrenamtliche aus dem Dekanat Altötting: MittagspauseFoto: Susanne Stimmer
Eine nächste These legte den Fokus auf das menschliche Maß. Im Nachdenken darüber zeigte sich, dass eine Abkehr vom Optimierungsgedanken befreiend wirkt und zu große Ansprüche an sich selbst ins rechte Maß setzt.
Zugang Nummer drei formulierte Unterhuber mit den Worten: "Mut zur Lücke, weil wir nicht alleine sind". Die Eingebundenheit in eine Gemeinschaft, in eine Beziehung, in eine Partnerschaft enthebe uns dem Drang, selbst unseres Glückes Schmied sein zu müssen. Wichtige Erfahrungen im Leben könnten nur in der Bezogenheit auf andere Personen oder auf Gott gemacht werden. "Die wichtigsten Dinge, wie zum Beispiel "ich liebe dich" können wir uns nicht selbst sagen", so Unterhuber.
Ein Text aus der Bibel - Kohelet 3,1-15 - definierte schließlich die vierte und letzte These: "Mut zur Lücke, weil alles seine Zeit hat." Es brauche Mut, das Leben in seinen Höhen und Tiefen möglichst gelassen zu akzeptieren und anzuerkennen, dass alle Dinge im Leben zu bestimmten Zeiten ihren Platz bekommen. Darum sei es wichtig, den Kairos - den von Gott gegebenen Zeitpunkt - dann beim Schopf zu packen, wenn er sich zeige.
Zum Abschluss stimmte Diakon Unterhuber die Gruppe der Ehrenamtlichen auf die Karwoche und die Osterzeit ein. Dazu zitierte er den Schriftsteller Heinrich Böll: "Wenn die Raupen wüssten, was einmal sein wird, wenn sie erst Schmetterlinge sind, sie würden ganz anders leben: froher, zuversichtlicher, hoffnungsvoller. Der Tod ist nicht das letzte. Der Schmetterling ist das Symbol der Verwandlung, Sinnbild der Auferstehung. Das Leben endet nicht, es wird verändert."
Ein frohes, zuversichtliches, hoffnungsfrohes Leben, das Räume für Verwandlung bietet - diesen Wunsch gab Unterhuber den Anwesenden symbolisch mit Papierschmetterlingen mit auf den Weg.
Text und Fotos: Susanne Stimmer, Gemeindecaritas im Dekanat Altötting