Die Kirche feiert das Leiden, Sterben und Auferstehen Jesu Christi
Die Karwoche, liturgisch auch "Heilige Woche" genannt, bildet den Höhepunkt des Kirchenjahres. In den Tagen vom Palmsonntag bis zum Karsamstag feiert die Kirche die Erlösung und die Erinnerung an das Leiden und Sterben Jesu Christi. Karwoche und Ostern als Feier der Auferstehung des Herrn bilden eine liturgische Einheit: den Weg des Herrn durch Leiden und Tod hindurch zur Auferweckung.
Die Karwoche beginnt am Palmsonntag und endet am Karsamstag. "Große Woche" hieß sie in Jerusalem schon um 400 n. Chr. - diese Bezeichnung ist in der römischen Kirchensprache erhalten geblieben und heute noch üblich. Andere Bezeichnungen sind: Stille Woche oder Heilige Woche, auch Trauerwoche vom althochdeutschen Wort chara oder cara für Trauer, Kummer und Klage.
Palmsonntag
Das Eingangstor zur Karwoche ist der Palmsonntag, benannt nach den Palmzweigen, mit denen die jubelnde Menge Jesus in Jerusalem begrüßt hat. Bei den Gottesdiensten werden die Palmbuschen aus Weidenkätzchen, Buchsbaum und Immergrün gesegnet und als biblische Symbole für den König und Frieden bei der Prozession mitgetragen.
Die Zweige zuhause hinter das Kruzifix oder an die Haustüren zu stecken, ist ein weitverbreiteter Brauch. Die Palmprozession geht zurück bis in die ersten Jahrhunderte des Christentums. Damals versammelten sich die Christen in Jerusalem, um die letzten Tage Jesu Station für Station nachzuempfinden.
Gründonnerstag
Der Gründonnerstag ist geprägt vom letzten Abendmahl Jesu und der dabei vollzogenen Einsetzung der heiligen Eucharistie. In der katholischen Kirche wird dieser Tag mit der Fußwaschung, der Übertragung des Allerheiligsten auf einen Seitenaltar, einer Abendmesse und dem anschließenden Gebet in der Leidensnacht gefeiert. Dieser Tag hat seinen Namen wohl von den "Greinenden - den Weinenden".
Noch einmal erklingen bei diesen Gottesdiensten die Glocken und Orgeln, um dann bis zur Osternacht zu verstummen, oder wie der "Volksmund" sagt, nach Rom zu fliegen. In manchen Gegenden hat sich noch der Brauch "grüner Mahlzeiten" erhalten. Spinatkrapfen, Maultaschen oder Gemüse aus Kräutern werden als grüne Speisen dem Tag entsprechend gekocht.
Karfreitag
Stille und Besinnung prägen den Karfreitag. Die Kirche hat den Tag als Fasten- und Abstinenztag ausgezeichnet. Meist zur Todesstunde Jesu am Nachmittag versammeln sich die Gemeinden. Die ältesten Formen des Gottesdienstes haben sich erhalten: am Anfang ein Wortgottesdienst mit der Leidensgeschichte nach dem Evangelisten Johannes, im Mittelpunkt Kreuzenthüllung und -verehrung als symbolische Kreuzigung und schließlich die gemeinsame Kommunion.
Nach dem Gottesdienst beten die Gläubigen an den Heiligen Gräbern, die in vielen Kirchen aufgebaut werden. Über dem Grab mit einer Darstellung des ruhenden Christus wird das verhüllte Allerheiligste ausgesetzt. Der Karsamstag ist als Tag der Grabesruhe Jesu der einzige Tag des Jahres, an dem keine Liturgie gefeiert wird.
Die Feier der Osternacht
Als "Fest der Feste" wurde Ostern bereits in den ersten christlichen Jahrhunderten begangen. Die Feier der Auferstehung ist der Höhepunkt des Kirchenjahres, Feste wie Christi Himmelfahrt, Pfingsten und Fronleichnam richten sich nach dem Ostertermin. Die Osterzeit dauert sieben Wochen und schließt am fünfzigsten Tag mit dem Pfingstfest.
Nach Einbruch der Dunkelheit am Karsamstag oder vor Sonnenaufgang am Ostersonntag feiert die Kirche die Osternacht. Am Osterfeuer wird die Osterkerze als Sinnbild für den Auferstandenen geweiht, indem der Priester sie mit fünf Weihrauchkörnern besteckt, die an die fünf Wunden Christi erinnern. "Lumen Christi" heißt es zu Beginn der feierlichen Osterprozession mit der Kerze, an deren Licht alle anderen Kerzen in der Kirche, das Ewige Licht und die Lichter in den Händen der Gläubigen, entzündet werden.
In einer dunklen Kirche kommt es so zu einer beeindruckenden symbolischen Handlung: Das Licht vermehrt sich und wird immer heller, bis der Raum im Glanz des Auferstandenen erstrahlt. Bis zum Himmelfahrtstag wird dann die Osterkerze neben dem Altar aufgestellt und jeweils zu Beginn der Messfeier angezündet.
Das feierliche Osterlob, das "Exultet" führt zum Wortgottesdienst mit den Lesungen über die Heilstaten Gottes. Nach der dritten Lesung erklingt unter dem Geläut der Glocken das Gloria. Vor dem Evangelium singen der Zelebrant und die Gläubigen das festliche Osterhalleluja.
Mit der Allerheiligenlitanei beginnt der zweite Teil des Gottesdienstes, die Tauffeier. Der Priester segnet das Taufwasser und die Gläubigen erneuern ihr Taufversprechen. Nach Möglichkeit wird dabei das Sakrament der Taufe gespendet. Im dritten Teil des nächtlichen Gottesdienstes feiert die Gemeinde in der Eucharistie den Tod und die Auferstehung des Herrn. Speisen für das österliche Mahl in den Familien werden in der Osternacht und bei allen Gottesdiensten am Ostersonntag geweiht.