Ja. Es waren Ausnahmezustände am Passauer Hauptbahnhof. Ja. Es war manchmal chaotisch. Und Ja. Wir haben es geschafft! Die Wochen im September und Oktober vor zehn Jahren waren wahrlich turbulent. Auch für die Caritas. Die Mitarbeiter:innen in der Bahnhofsmission und dann zahlreiche Kolleg:innen gehörten zu den Ersten, die sich um die Flüchtlinge kümmerten. Die Dreiflüssestadt mit ihren Behörden, Sozialeinrichtungen und vielen ehrenamtlichen Helfer:innen hat es wahrlich geschafft, den Menschen auf der Flucht ein erstes Ankommen zu ermöglichen. "You are safe". Wer dabei war in jenen Tagen dürfte nach nun zehn Jahren angerührt sein von so manchen Begegnungen. Und es gab sie zuhauf.
Geflüchtete Menschen bei ihrer Ankunft am Passauer Hauptbahnhof im September 2015.Caritas Passau
Was sich in diesen Tagen an den europäischen Außengrenzen, innerhalb Europas, im Landkreis und in der Stadt Passau abspielte, war von historischem Ausmaß. So kamen etwa in einer Wochen Ende September über 35.000 Personen am Hauptbahnhof an; an einzelnen Tagen über 8000. Die Menschen der Stadt und der ganzen Diözese Passau haben die Flüchtlinge nicht allein gelassen. Für die Caritas galt und gilt: Wir sehen in jedem fremden Gesicht den Hilferuf eines Menschen, der von Gott geliebt und angenommen ist. Die Sorge um Menschen in Not, ob hierzulande oder weltweit, ist und bleibt Grundauftrag als Caritas.
Freiwillige Helfer:innen der Caritas und Ehrenamtliche verteilen 2015 am Passauer Hauptbahnhof Lebensmittel und Getränke an Geflüchtete.Caritas Passau
Caritas und Bistum Passau waren mit konkreten Hilfen zur Stelle. Erstversorgung mit Nahrungsmittel und Getränken, medizinische Hilfe, Kontrollen und dann entweder in die Paul-Hallen zur Übernachtung oder sofort weiterreisen mit Bussen in die dezentralen Aufnahmeeinrichtungen. Das galt auch für Grenzübergänge wie in Wegscheid, Neuhaus, Simbach am Inn. Notunterkünfte in kirchlichen Häusern wurden vorbereitet. Rund um Generalvikar Dr. Klaus Metzl und Caritasvorstand Dr. Michael Bär scharte sich die "Arbeitsgruppe Flüchtlingshilfe".; später mit vielen Helferkreisen vor Ort.
Ehrenamtliche Helfer:innen und Caritas-Mitarbeitende arbeiten Hand in Hand, um Geflüchtete am Passauer Hauptbahnhof mit Lebensmitteln zu versorgen.Caritas Passau
Und dann waren da vielen kleinen Begebenheiten rund um den Bahnhof: Der Bäcker, der kostenlos seinen Verkaufswagen zur Verfügung stellt und füllte, der Discounter, dessen Vertriebschef ohne großes mediales Gedöns Trucks mit Nahrungsmitteln und Getränken zur Caritas schickte. Die Helfer:innen, die einfach jeden Tag und Nachts da waren und so zu Freunden wurden. Das unkomplizierte Zusammen mit der Bundespolizei. Und immer ging es um Menschen. Die weinenden Kinder, die alten Leute mit ihren Behinderungen, die jungen Leute die einfach ein neues Leben suchten. Was aus den Einzelnen geworden ist, weiß man nicht. Nur eines ist sicher: Die Menschen rund um den Bahnhof in Passau und weit darüber hinaus haben sich anständig verhalten.
Denn drei Dinge schließen sich aus meiner Sicht gegenseitig aus: Intelligenz - Anstand - Fremdenfeindlichkeit. Wer intelligent und fremdenfeindlich ist, hat keinen Anstand. Wer Anstand hat und fremdenfeindlich ist, ist nicht intelligent. Wer anständig ist und intelligent ist, der ist nie und nimmer fremdenfeindlich!