Zur Zeit dürfen viele der Orts- und Pfarrcaritasverbände Jubiläen feiern. In Waldkirchen etwa ist der PCV vor 50 Jahren gegründet worden. Das nehmen wir zum Anlass, die Arbeit vor Ort mit dem 1. Vorsitzenden Helmut Scheibenzuber anzuschauen. Auch als Beispiel, wie sich Pfarrcaritas weiterentwickelt und welche Chancen es gibt.
Vor 50 Jahren und heute. Der Pfarr-Caritasverband Waldkirchen e.V. ehrte seine Gründungsmitglieder. Hintere Reihe (v.li.): Bürgermeister Christian Zarda, und die aktuelle Vorstandschaft mit dem Vorsitzenden Helmut Scheibenzuber, Dr. Peter Seidl, Andreas Tausch, Sigrid Donaubauer, sowie Caritasvorstand Konrad Niederländer, Msgr. Alfred Ebner, Pfarrer Michael Nirschl. Die Jubilar*innen (vordere Reihe v.li) Maria Kirschner, Katharina Simonis, Franz Huber, Ilse Edelmann, Brigitte Huber, Johanna Jakob, Karl Saxinger, Heinrich Schmidhuber, Max Knödlseder, sowie die langjährige Vorsitzende Angelika Heidl und Alois Riedl (v.)Foto: Caritas Passau
Der Pfarr-Caritasverband Waldkirchen e. V. hat heute fast 200 Mitglieder. Bei der Gründung 1972 übernahm der PCV die Trägerschaft für den damaligen Kindergarten, außerdem wurde ein Seniorenclub gegründet. Helmut Scheibenzuber stellt fest: "Bis heute hat sich der Aufgabenbereich deutlich ausgeweitet. Neben der Trägerschaft für mittlerweile drei Kindertagesstätten mit insgesamt 300 Plätzen ist immer noch der Seniorenclub in der Caritasfamilie beheimatet".
Die Welt im Kleinen zum Guten wenden
Aufgabe sei eine pädagogische Konzeption für die Kitas, die christliche Werte vermittelt. Es geht um die frühkindliche Persönlichkeitsentwicklung und um das Zusammenspiel mit familiärer Erziehung und Bildung. "Darüber hinaus helfen wir im Rahmen unserer Möglichkeiten Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind. Oft auch Familien, denen einfach die finanziellen Mittel fehlen, wenn das Kind auf Klassenfahrt geht oder ähnliches". Es geht also darum, "im Kleinen die Welt ein bisschen zum Guten zu wenden".
Außerdem vermietet der PCV zwei Wohnungen an Flüchtlinge. Mit dem Helferkreis, der sich um die hier lebenden Flüchtlinge kümmert, "sind wir gut vernetzt". Die beiden Mieter in unseren Wohnungen kommen ursprünglich aus der Flüchtlingsunterkunft, dürfen aber aufgrund ihrer Arbeitsverhältnisse außerhalb der Unterkunft wohnen, zahlen aber die Miete aus ihren Einkünften.
Der Kleiderladen "für alle"
Ein neues Feld kam im Herbst 2022 dazu: der Kleiderladen "für alle". "Wir versuchen, den Kleiderladen zu einer Begegnungsstätte zu machen, mit positiver und freundlicher Atmosphäre. Das machen die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer auch absolut hervorragend", bestätigt der Vorsitzende. Vielen Menschen gehe es finanziell nicht mehr gut - die steigenden Energiekosten, die hohen Mietpreise, dazu die oft erschreckend geringen Einkommen im Rentenalter… "All das lässt oft keinen anderen Weg mehr, als die Tafel zu besuchen oder im Kleiderladen für geringes Geld einzukaufen".
Bei all dem Engagement weiß sich der PCV Waldkirchen mit der Stadt und dem Bürgermeister Heinz Pollak eng verbunden. Allein für die Kitas muss man sich regelmäßig abstimmen, z.B. bei den Investitionen und Haushaltsfragen. Die neunköpfige Vorstandschaft stammt aus der Bayerwaldstadt und steht mit den Bürgern "seit jeher in einem guten und konstruktiven Austausch".
Der neue Kleiderladen ist perfekt angelaufen. Inzwischen konnten schon 500 Euro für die Tafel überwiesen werden. Bei der Scheckübergabe: Vorsitzender des Pfarr-Caritasverbandes Helmut Scheibenzuber (2.v.r.), 2. Vorsitzende der Tafel Margit Nigl (3.v.r.) sowie Anton Süß (4.v.r.), Christa Jungbauer (5.v.r.) mit Mitgliedern des Helferkreises.Foto: Reinhilde Schreiber
Armut als Thema der Caritas ist aktueller denn je
Denn die Caritas will nahe bei den Menschen zu sein. Helmut Scheibenzuber: "Wenn man alleine die Schlagzeilen des Jahres 2022 liest, dann wird einem bewusst, dass das Thema der Caritas heute aktueller denn je ist". Menschen an der Armutsgrenze, immer mehr Zulauf bei den Tafeln, alte Menschen auf dem Abstellgleis, Kinder, die in ihrer Entwicklung beeinträchtigt sind und später einmal in unserer Leistungsgesellschaft zurechtkommen sollen. All das stimmt den Vorsitzenden nachdenklich und "macht deutlich, dass wir uns, denen es vergleichsweise gut geht, um diejenigen kümmern müssen, die Unterstützung brauchen".
Deswegen engagiert er sich persönlich. "Es macht einfach Spaß, im Team mit Gleichgesinnten etwas für die Gesellschaft Sinnvolles und Wichtiges zu machen". Gestalten, Neues auf den Weg zu bringen. Und viel positives Feedback. Das motiviert ihn. Vom Elternhaus hat er eine christliche und auch soziale Ader mitbekommen. Dafür ist er sehr dankbar. Kein Wunder, dass ihn der frühere Stadtpfarrer vor etwa 10 Jahren fragte, ob er im PCV mitwirken möchte. "Ich glaube, ich nicht lange überlegt. Seitdem bin ich dabei!"
Globale Fragen im Blick und vor Ort helfen
Als Vorstand und Vorsitzender der Raiffeisenbank Am Goldenen Steig eG weiß der Banker natürlich um die globalen Herausforderungen, die das Jahr 2022 mit sich gebracht hat. Krieg in Europa, hohe Inflation, wirtschaftliche Stagnation, dazu die fortschreitende Klimaveränderung und die wachsende Not bei den Menschen. Er betrachtet die Entwicklungen mit Sorge. Aber auch mit Hoffnung. So wünscht er sich für die Zukunft: "Dass die Menschen vernünftig handeln, Kriege beenden und ihre ganze Kraft dafür einsetzen, eine lebenswerte Umwelt zu erhalten". Und für die nächsten 50 Jahre der Pfarrcaritas in Waldkirchen wünscht er: auch in Zukunft "im Kleinen helfen zu können, dass es den hilfebedürftigen Menschen bei uns vor Ort ein bisschen besser geht". Viele Jubiläums-Caritasverbände werden ihm zustimmen.