Die Corona-Pandemie führt uns allen vor Augen, dass wir verletzlich sind. Gerade ältere Menschen haben Angst davor, isoliert sterben zu müssen, denn Abstand und Distanz ist derzeit auch da geboten, wo Nähe eigentlich so wichtig ist. Alleine sterben zu müssen ist aber auch in "normalen" Zeiten eine Angst, die viele bewegt. Denn wie wir wissen, sterben die meisten anders als sie sich das vorstellen: Statt zu Hause im Beisein ihrer Angehörigen, stirbt die überwiegende Mehrheit unter medizinischer Beobachtung in Krankenhäusern oder Heimen.
Sterben ist unsere letzte Lebensaufgabe
Ehrenamtliche im Hospizbegleiter leisten hier einen wichtigen Dienst. Sie begleiten als Außenstehende Sterbende und Angehörige auf diesem Weg. Sie stellen sich den Fragen und den Gemütszuständen der Betroffenen, hören zu und sind einfach da. In Vilshofen hat sich über die Pfarrcaritas der Hospizkreis "Hoffnungsfenster" organisiert. Annette Eggerstorfer hat 2018 die Leitung von Peter Gerhardinger übernommen. Sie selbst war 45 Jahre im Gesundheitswesen tätig, seit einem viertel Jahrhundert in der ambulanten Pflege der Caritas. "Das Sterben habe ich fast täglich mitbekommen. Mich hat die Thematik interessiert und so bin ich zur Hospizbegleitung gekommen. Ich halte es für eine wichtige Aufgabe, um mit so einem Tabu-Thema umgehen zu können", sagt die 66-Jährige. Heute organisiert sie die Einsätze der Ehrenamtlichen, hält Kontakt zu den Seniorenheimen in der Region, ist Ansprechpartnerin für Interessenten, veranstaltet Fortbildungen und ist auch noch selbst als Sterbebegleiterin unterwegs - ein umfangreiches und erfüllendes Engagement im Ruhestand.
Dem Tag mehr Leben geben
"Dem Tag mehr Leben geben" lautet der Leitsatz des Vilshofener Hospizdienstes. "Wichtig ist, sich auf den jeweiligen Menschen, den man besucht, gut einzustellen, denn jeder Kranke verhält sich anders", erzählt Annette Eggerstorfer. "Die Biografie, die Lebenserfahrungen, das persönliche Umfeld und die jeweils eigene Spiritualität spielen in dieser Zeit eine wichtige Rolle. Manche ziehen sich zurück, spüren aber, dass jemand da ist. Andere öffnen sich mehr als in ihrem persönlichen Umfeld und suchen das Gespräch. Schwerstkranke Menschen verändern sich auch im Laufe der Zeit, Sterben ist eben ein Prozess." Nicht selten sind es dann die Angehörigen, die Beistand brauchen. Auch für sie sind die Begleiter da. Sie alle haben persönlich die Erfahrung gemacht, dass Krankheit, Abschiednehmen und Sterben ein unabwendbarer Teil des Lebens ist. Sie haben aber auch erlebt, wie wichtig und wertvoll es ist, Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten. Genau deshalb engagieren sie sich in der Hospizarbeit und bringen im wahrsten Sinne des Worte "Lebensmittel" für die letzte Lebensphase: Zeit, menschliche Nähe und ein Gespür für das, was für den Moment wirklich wichtig ist.
Tagesseminar "Mit dem Sterben leben lernen"
Für alle, die sich mit den Themen Sterben und Abschiednehmen auseinandersetzen möchten und sich für ein Engagement in der Hospizbegleitung interessieren, wird ein Seminar angeboten: An einem Samstag von 9.00-16.30 Uhr im Pfarrzentrum Vilshofen, sobald Treffen wieder möglich sind. Der konkrete Termin wird unter www.caritas-passau.de und www.keb-passau.de bekannt gegeben. Veranstalter sind der Hospizkreis "Hoffnungsfenster", die Gemeindecaritas und KEB. Es geht um Biografiearbeit, Umgang mit Sterbenden und Begegnungen gestalten.
Interessenten können sich melden unter:
agnes.stefenelli@caritas-passau.de oder 0851/5018-961