Die Werkstatt für behinderte Menschen (insg. ca. 400 Mitarbeitende) unterstützt als gesetzlich anerkannte und zertifizierte Einrichtung Menschen mit Behinderung in ihrem Arbeitsleben - sie werden ausgebildet, sie arbeiten, sie werden gefördert. Ein Aspekt in der Förderung sind sog. "Begleitende Angebote", aus denen jeder Beschäftigte ein Projekt als Ganzjahreskurs auswählen kann und Walking ist ein seit Jahren beliebtes Sportangebot daraus. Das seit Juni 2023 in der Werkstatt laufende Projekt Umweltschutz und Nachhaltigkeit wurde nun damit ganz "praktisch" mit einer Müll-Sammelaktion verknüpft.
In der Aktionswoche "Plogging statt Walking" wurde Sportliches mit Nützlichem verbunden. Plogging ist eine schwedische Erfindung und bedeutet im Grunde eigentlich nichts anderes als Rama Dama während des Joggens. Diese Aktion ist aber nur ein Teil des groß und auf einen Zeitraum von 1 ½ Jahren angelegten oben erwähnten Projektes. Die Mitarbeiterschaft, Beschäftigte mit Einschränkung wie begleitendes Personal, soll dadurch sensibilisiert werden für Umwelt- und Klimaschutz. Es ist eine Art Erwachsenenbildung mit dem Ziel, das Bewusstsein für den Umgang mit der Natur, deren Ressourcen und Nachhaltigkeit zu schärfen, denn, so Alexandra Krah, Sozialdienstleiterin und Initiatorin: "Man muss bei sich selber anfangen." Aus den Arbeitsgruppen (Arbeits-Intensiv, Montage, Serienfertigung, Verpackung, Metall, Schreinerei und Stanzerei) ist je 1 Umweltbeauftragte(r) und 1 Stellvertreter(in) in dem Projekt vertreten. Zunächst wurde im Haus eruiert, wo als erstes anzupacken sei, hinsichtlich Abfalltrennung und Müllvermeidung, Recyclingmöglichkeiten, Energiesparen. Entsprechende Tipps aus den Team-Besprechungen und konkrete Hinweise werden dann in den Abteilungen weitergegeben. Die Projektgruppe arbeitet eng zusammen mit dem ZAW Donau-Wald an dem Ziel "Kein Planet B - gemeinsam machen wir uns stark für unsere Umwelt". Fanny Krah, Referentin / Öffentlichkeitsarbeit des ZAW, steht den Teilnehmern bei verschiedenen Projekten hilfreich zur Seite. Schirmherrin Stadträtin Gerlinde Kaupa, ist begeistert von der Idee, sagte bei der Auftaktveranstaltung im Juni 2023 ihre Unterstützung zu und hob die große Bedeutung des Engagements jedes Einzelnen in Sachen Umwelt hervor. Ihre Einladung der Projektgruppe in den Pockinger Second-Hand-Laden "Gute Gelegenheit" zeigte gleich ein Beispiel gelungener Umsetzung von Nachhaltigkeits-Arbeit.
Wenn es der Natur schlecht geht, ist das auch schlecht für die Menschen
In den zurückliegenden Monaten war die Gruppe schon sehr aktiv. Anstatt Plastikbechern werden nun eigene Tassen am Getränkeautomaten verwendet. Im Dezember übte man sich in "Upcycling", der Wiederverwertung von Alltagsmüll. Ein Besuch im Recyclingzentrum Pocking sowie der Kompostieranlage Passau-Hellersberg waren für die engagierten Verfechter für gelebten Umweltschutz Highlights. Projektbegleiter Alexandra Krah und Thomas Hackinger sehen es so: "Das ist aktive, erlebbare Wissensvermittlung mit Bewusstseinsbildung für Menschen mit Einschränkung." Diese sind mit Eifer und großem Tatendrang dabei und freuen sich schon auf das im Juli geplante "Klimafrühstück", das verbunden ist mit "bewusstem" Einkauf beim Discounter: Wo kommen die Lebensmittel her (Herstellungsort, regionaler Anbau, Lieferwege)? Wie sind sie verpackt? Was geschieht mit übriggebliebener Ware?
Bei der im Rahmen der Aktions-Woche durchgeführten Müllsammel-Tour "Plogging statt Walking" entschied man sich zwar doch statt Jogging aufs Walken, aber das Ergebnis war nach 1 Stunde jedenfalls erstaunlich und oftmals hörte man von den Teilnehmenden: "Was die so alles wegschmeißen. Das gehört doch gar nicht hier hin." Stadträtin Kaupa wollte eigentlich unbedingt teilnehmen, musste sich aber wegen eines Termins in Berlin leider entschuldigen.
Nun kann man gespannt sein, was die Projektgruppe bis zum offiziellen Abschluss im Rahmen der Europäischen Woche der Abfallvermeidung im November noch alles auf die Beine stellen wird. Hilfreich in dieser Umwelt-Arbeit sind Broschüren in "leichter Sprache", wo es u.a. heißt: "Wir wollen unsere Natur schützen. Denn: Wenn es der Natur schlecht geht, ist das auch schlecht für die Menschen." Eine Feststellung, die sich jeder bewusst machen sollte.
Text: Waltraud Riedl