Caritas-Beraterinnen wie Gisela Hausmann empfehlen den Eltern als eine Möglichkeit spielerisch mit dem Kind in Beziehung zu treten.Foto: Caritas Passau
Die ersten Lebensjahre des Menschen sind entscheidend für die spätere Entwicklung der Persönlichkeit. Manchmal sind die Eltern unsicher, ob sich ihr Kind altersgerecht entwickelt, haben Fragen zur Erziehung. Die Eltern sind nicht allein, wenn ihr Baby nicht schläft oder schreit, Probleme bei der Nahrungsaufnahme hat, wenn ältere Kinder trotzen.
Genau da setzt der Frühförderungsdienst der Caritas in Passau an. Nicht umsonst heißt das niederschwellig und präventiv ausgerichtete Angebot für junge Familien "Die wichtigen Jahre 0-3". Es geht um die Hilfen für Eltern von Säuglingen und Kleinkindern in Stadt und Landkreis Passau.
Die individuellen Probleme werden ernst genommen und die Eltern dabei unterstützt, sicher und altersgerecht mit ihrem Kind umzugehen. Dazu gehören auch Tipps für das Spielen oder Rituale zum Einschlafen. Überhaupt: Die Eltern sollen eine gelungene Beziehung zum Kind aufbauen, so die Beraterinnen Gisela Hausmann und Karin Krinninger.
Im vergangenen Jahr hat das Team in diesem Bereich um den Leiter des Caritas-Frühförderungsdienstes Gerhard Krinninger und dessen Stellvertreter Josef Krenner 125 Kinder betreut. Wie aus dem aktuellen Jahresbericht hervorgeht, erfolgten die meisten Anmeldungen im ersten und dritten Lebensjahr der Kinder. 42 Prozent der Kinder waren bei der Erstanmeldung 0-12 Monate alt und 37 Prozent der Kinder 25-36 Monate. An der Spitze liegen Ein- und Durchschlafstörungen. Fast die Hälfte der Eltern kam mit solchen Problemen ihrer Kinder in die Einrichtung des Caritasverbandes für die Diözese Passau e. V. Bei gut einem Drittel der Kinder bereitete das trotzige, aggressive und oppositionelle Verhalten Probleme. Themen waren auch familiäre Belastungen und geringe Ressourcen, sowie allgemeine Fragen zur Entwicklung und Erziehung des Kindes, um Risiken früh zu erkennen.
Insgesamt fanden 478 Kontakte mit den Kindern und ihren Eltern statt, die meisten dauern ein bis zwei Stunden. Trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie konnte fast die Hälfte der Beratungskontakte im Jahr 2021 vor Ort in den Familien und in der häuslichen Umgebung stattfinden; pro Familie im Schnitt sieben Termine. Wenn es um sogenannte frühkindliche Regulationsstörungen ging, also Schreien, Trotzen, Nicht-Einschlafen, konnte bei fast zwei Drittel der Kinder die Beratung nach drei Terminen erfolgreich abgeschlossen werden.
Dabei hat die Pandemie, wie Gerhard Krinninger anmerkt, die Arbeit stark verändert. Zum einen war teilweise nur Notbetrieb in den Kitas. Und diese Einrichtungen verweisen neben den Kinderärzten vielfach die Eltern an den Frühförderungsdienst. Zum anderen war Kurzarbeit im Dienst selbst angesagt. Bei den Eltern traten verstärkt gesundheitliche und finanzielle Sorgen auf. Bewegungsmangel oder erhöhter Medienkonsum hatten weiter einen "krisenhaften Einfluss auf junge Familien, besonders bei ohnehin belasteten Familien". Die Pandemie hat den Beratungs- und Unterstützungsbedarf teils erheblich verstärkt, stellt der Diplompsychologe fest.
Josef Krenner, der stv. Einrichtungsleiter, hat "Die wichtigen Jahre 0-3" vor über zehn Jahren mit auf den Weg gebracht. "Den Kindern einen guten Start ins Leben zu ermöglichen, ist eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe", betont er. Und ist sich sicher: "Jeder Euro, der für die frühe Förderung kleiner Kinder ausgegeben wird, zahlt sich vierfach aus, wie Untersuchungen zeigen. Psychisch gesunde und leistungsfähige Kinder verursachen nämlich in ihrem weiteren Lebenslauf deutlich geringere Kosten im Gesundheits-, Bildungs-, Sozial- und Justizsystem". Wer die Eltern fragen könnte, die er im Laufe der Jahre beraten hat, würde vielleicht als Antwort erhalten, dass sein Rat für sie und die Kinder sogar Gold wert war. Vor wenigen Wochen hat der Diplompsychologe seinen Ruhestand angetreten. Ihm selbst hat, wie er sagt, diese Arbeit viel gegeben. "Der Kontakt zu den Kleinen und die Beratung der Eltern hat mir viel Freude gemacht". Seine Nachfolgerin ist Karin Krinninger. Die Diplom-Sozialpädagogin und Systemische Therapeutin arbeitet bereits seit 2017 in der Frühförderung der Caritas und seit Januar 2022 im Beratungsangebot "Die wichtigen Jahre 0-3".
Um die Eltern zu stützen, aber auch jugendliche, sozial isolierte alleinerziehende Frauen oder Mütter, die ungewollt schwanger wurden oder Familien, bei denen Gewalt und Misshandlung eine Rolle spielt, gibt es breites Netzwerk. Kinderärzte, Hebammen und die Kinderklinik ergänzen sich mit den Koordinierenden Kinderschutzstellen (KoKi), sowie den Jugendämtern, den Kitas und Schwangerschaftsberatungsstellen; bis hin eben zum Frühförderungsdienst.
Es bestätigt sich: eine gelungene Beziehung zwischen Eltern und Kind von Anfang an ist die beste Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung der Kinder.