Ein bewegender Vortrag: Referentin Eva Bauernfeind brachte den Zuhörer:innen das Leben von Sofie Schwarz eindrucksvoll nahe.Caritas Passau/BBZ-Zwiesel
Auf Einladung der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) und des Caritas-Berufsbildungszentrums Zwiesel (BBZ) fand am Montagabend im Rahmen der Ausstellung "Namen statt Nummern" ein Vortrag über das bewegende Schicksal der Viechtacher Jüdin Sophie Schwarz statt. Die Referentin des Abends war Eva Bauernfeind, die der Ermordeten in ihrem Vortrag unter dem Titel "Es ist so weit, jetzt muss ich gehen" eine Stimme verlieh.
Begrüßt wurden die Gäste von Raimund Kreutzer, Schulleiter des Caritas-Berufsbildungszentrums und stellvertretender Vorsitzender der KEB. In seiner Ansprache machte er deutlich, dass Erinnerung nicht bloß ein historisches Interesse sei, sondern ein Auftrag für die Gegenwart:
"Es geht nicht darum, Schuldgefühle für vergangene Verbrechen zu erzeugen, sondern die Augen zu öffnen: für das, wozu Menschen fähig sein können - damals wie heute", betonte Kreutzer und erinnerte in diesem Zusammenhang auch an zahlreiche aktuelle Beispiele für Unterdrückung und Verfolgung in der Welt: Die Vielfalt aktueller Fälle zeige, dass menschenverachtende Ideologien keine Frage der Geschichte, sondern bittere Realität seien.
Im Anschluss stellte Eva Bauernfeind eindrücklich das Leben von Sofie Schwarz, geborene Barth, vor. Sie wurde am 28. Januar 1878 im böhmischen Hartmanice geboren und zog 1904 nach ihrer Heirat mit Arnold Schwarz nach Viechtach. Dort erhielt sie 1910 das Heimatrecht, 1911 die deutsche Staatsbürgerschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg, in dem ihr Mann als Soldat vermisst wurde, führte sie mit ihrem Schwager ein Geschäft weiter. 1918 erwarb sie ein Haus in der Viechtacher Ringstraße und betrieb dort einen Gemischtwarenladen.
Doch mit dem nationalsozialistischen Regime änderte sich ihr Leben dramatisch: 1941 wurde sie gezwungen, Viechtach zu verlassen; ihr Haus wurde zwangsverkauft. Sie fand zunächst Unterschlupf bei Verwandten in Hengersberg, wurde jedoch am 4. April 1942 zusammen mit weiteren jüdischen Mitbürgern von Deggendorf über Regensburg ins polnische Piaski deportiert. Auf einer erhaltenen Deportationsliste erscheint ihr Name unter der Nummer 198. Von dort verliert sich ihre Spur. Wie Eva Bauernfeind erklärte, handelte es sich bei Piaski um ein Durchgangsghetto - die dort internierten Menschen wurden ohne weitere Registrierung in Vernichtungslager wie Belzec, Sobibor oder Treblinka gebracht.
"Sofie Schwarz war eine Nachbarin, eine Viechtacherin - keine entfernte Figur der Geschichte", betonte Bauernfeind. "Ihr Leben und Sterben stehen exemplarisch für die vielen namenlosen Opfer, die wir nicht vergessen dürfen."
Schulleiter Raimund Kreutzer (links) und Referentin Eva Bauernfeind (rechts).Caritas Passau/BBZ-Zwiesel
Die Besucherinnen und Besucher zeigten sich sichtlich bewegt. Im Anschluss an den Vortrag nutzten viele die Gelegenheit, sich bei einem gemeinsamen Rundgang durch die Ausstellung "Namen statt Nummern" weiter auszutauschen.