Was wünschen sich Eltern, wenn sie feststellen, dass ihr Kind anders ist als andere Kinder, dass es in manchen Situationen einfach mehr Unterstützung braucht, weil seine Entwicklung langsamer läuft oder weil eine Behinderung ihm die Teilhabe an bestimmten Bereichen des Alltags erschwert?
Die Antwort ist einfach: Hilfe, und zwar ebenso schnelle wie unbürokratische; professionell, aber trotzdem mit Herz.
All das bietet der Caritas-Frühförderungsdienst. 55 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Festanstellung kümmern sich, in engem Austausch mit den Teams von 30 niedergelassenen medizinisch-therapeutischen Kooperationspraxen, um die Früherkennung von Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten bei Säuglingen und Kleinkindern, sorgen durch gezielte Förderung und Therapien für eine bestmögliche Entfaltung individueller Potentiale und stützen durch Beratung und Begleitung nicht nur das einzelne Kind, sondern auch sein soziales Umfeld. Allein im vergangenen Jahr haben rund 2600 Kinder und ihre Familien von dieser Arbeit profitiert. Doch um die wertvollen Dienste leisten zu können, braucht es einerseits Geld, andererseits aber auch entsprechende politische Weichenstellungen.
Zu Besuch in Passau (v. l.): Bezirksrätin Cornelia Wasner-Sommer, MdL Walter Taubeneder (3.v.l.), Sozialministerin Kerstin Schreyer, MdL Prof. Dr. Gerhard Waschler, Stefan Meyer (7. v. l.) und die stellv. Landrätin Gerlinde Kaupa informierten sich bei Diözesan-Caritasdirektor Michael Endres (6. v. l.) und Gerhard Krinninger, dem Leiter der Frühförderungsstelle (2. v. l.) über die Arbeit des Caritas-Frühförderungsdienstes.Barbara Osdarty
Diözesan-Caritasdirektor Michael Endres und Gerhard Krinninger, der Leiter der Frühförderstelle, nutzten deshalb gern die Möglichkeit, mit Sozialministerin Kerstin Schreyer, die vergangene Woche in der Region unterwegs war, ins Gespräch zu kommen, um mit ihr über zentrale Anliegen im Bereich der Frühförderung zu diskutieren. Begleitet wurde die Ministerin bei dem Termin von MdL Prof. Dr. Gerhard Waschler, MdL Walter Taubeneder, der stellv. Landrätin Gerlinde Kaupa, Bezirksrätin Cornelia Wasner-Sommer und Stefan Meyer; sie alle legten dem Gast ans Herz, sich für die Förderung des Modellprojekts „Übergang macht Schule“ einzusetzen. „Das Projekt“, erläuterte Gerhard Krinninger, „ist uns vor allem deshalb ein besonderes Anliegen, weil es eine Lücke im bestehenden System schließt. Kleinkinder erhalten auf vielen Ebenen Förderung, und gemeinsam mit Eltern, Pädagogen und Therapeuten lassen sich tolle Erfolge erzielen.“ Der Übergang vom Kindergarten in die Schule aber stelle die Kinder nicht nur vor enorme Herausforderungen, wie der Leiter der Frühförderstelle zeigte, „sondern gleichzeitig fallen plötzlich wichtige Unterstützungsmöglichkeiten weg.“ Das Modellprojekt versucht, hier Ausgleich zu schaffen, um einer drohenden Überforderung vorzubeugen und so Brüche in der Bildungsbiographie möglichst zu verhindern. Die Ministerin zeigte sich sehr interessiert und von der Wichtigkeit des Projekts überzeugt – konkrete Zusagen konnte sie so spontan aber nicht machen.
Michael Endres und Gerhard Krinninger war es wichtig, den Termin vor allem dafür zu nutzen, der Ministerin zentrale Problemfelder ihrer Arbeit aufzuzeigen. Dabei zeigten sie ihr vor allem auch auf, dass Zuschüsse wichtig sind, aber nicht alles: „Uns wäre es zum Beispiel auch wichtig, dass die Politik sich noch mehr einsetzt, Hürden abzubauen“, zeigte Gerhard Krinninger auf. „Denn immer wieder trauen sich Eltern nicht, Hilfen überhaupt in Anspruch zu nehmen, weil sie befürchten, ihre Kinder könnten dadurch später, z.B. wenn sie eine Versicherung abschließen wollen, Nachteile erleiden.“ Solche Ängste seien, vor allem wegen der Selbstauskunftspflicht der Versicherungsnehmer, nicht unbegründet. „Aber das darf nicht sein und passt auch nicht zu dem Bild, das wir von einer inklusiven Gesellschaft haben“, so Michael Endres. Dem stimmte die Ministerin zu und versprach, sich kundig zu machen, wo man diesbezüglich auf politischer Ebene ansetzen könnte.
Weitere Themen waren unter anderem die unzureichende Finanzierung fallübergreifender Zusammenarbeit mit Fachkräften vor Ort, der dringende Wunsch nach einer Dynamisierung der bisher festgeschriebenen Zuschüsse, da nur durch eine Verringerung der durch steigende Sach- und Personalkosten entstehenden Finanzierungslücke die Fortführung der so wertvollen Arbeit langfristig sichergestellt werden kann, und die Deckelung der mobilen Heilpädagogischen Fachdienste. Zum Wohl der Kinder und ihrer Familien hoffen die Caritas-Vertreter nun, dass ihre Anliegen in der Politik Gehör finden werden.
Von Barbara Osdarty