Liebe Schwestern und Brüder im Glauben,
zunächst möchte ich allen ein großes DANKE sagen, die in dieser Zeit der Pandemie durchhalten – auch wenn es nicht immer leicht war und ist. Allen, die sich um andere gekümmert haben, vor allem um kranke Menschen, um ältere Menschen, um Einsame – sei es leibhaftig oder durch technische Verbindung, durch Gebet, Zuspruch und konkrete Hilfe. Danken möchte ich allen Jugendlichen, allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Seelsorge, im Haupt- und Ehrenamt, unseren Priestern und Diakonen – für jeden Dienst, für jeden Besuch, jedes Gebet, jeden Gottesdienst, der dennoch gefeiert wurde und wird. Von viel Kreativität und Engagement habe ich erfahren. Danken möchte ich auch allen unseren Gläubigen, jung und alt, die Sie treu geblieben sind, im Gebet, in der realen oder virtuellen Teilnahme am Gottesdienst, im Dienst am Nächsten.
Ich möchte Ihnen allen voller Vertrauen sagen: Christus ist da und Er bleibt da, Christus ist das Leben und die Liebe. Christus ist auch und gerade in Zeiten der Not da. Er ist uns nahe, Er trägt unser Kreuz mit uns. Und manchmal ist es gerade die Not, die uns hilft, Ihn neu zu entdecken und Ihm neu zu begegnen. Vielleicht rufen wir ja erst in Notzeiten zum ersten Mal in unserem Leben „Herr, rette mich“ oder „Herr, hilf mir“ – und zwar so, dass wir es auch aus ganzem Herzen so meinen! Unser Evangelium sagt uns: Er – Christus – sorgt sich gerade um die Leidenden.
Wie sorgt Er sich? Manchmal schickt er uns äußerlich Zeichen der Zuwendung, der Hilfe, des Trostes – durch andere Menschen, durch positive Ereignisse, durch gute Nachrichten. Manchmal sogar durch reale, leibliche Heilung. Aber immer will Er uns innerlich berühren. Er ist ja immer schon da, besonders bei uns Getauften. Aber Er wirkt durch die tiefen, inneren Bereiche unserer Seele hindurch, gleichsam von innen nach außen. Er will, dass wir sensibel werden für die zärtliche Sprache der Liebe in uns. Und manchmal ist es nötig, dass uns dazu all das genommen wird, woran wir uns äußerlich so gerne klammern. Unsere Seele ist wie unsere Hände: Wenn sich Hände an etwas festklammern, sind sie nicht fähig, sich offen und empfangend jemandem entgegenzustrecken.
Wir gehen auf Weihnachten zu – und ich staune immer neu über das Wunder dieser geweihten Nacht. Gott kommt in die Nacht, ins Schweigen. Er kommt unerkannt beinah in den hintersten Winkel der Erde, er kommt zu den Armen, den Einfachen. Er kommt als das verletzlichste Wesen, das wir uns denken können. Er kommt als ein Baby in die Stille der Nacht, in die Armut der Herzen. Er kommt zu denen, die bereit sind. Und wenn wir uns fragen, was diese Pandemie zu bedeuten hat, dann wohl auch dieses: Der liebende, der zärtliche Gott, aber auch der Gott, der uns leidenschaftlich sucht, der lässt so etwas zu, damit wir in unseren eigenen Dunkelheiten, oder in unserem satten Wohlstand oder in unserer nimmermüden Betriebsamkeit oder in unserer Gier nach Mehr endlich einmal innehalten müssen... Endlich einmal still werden, loslassen, damit wir spüren lernen, dass auf dem Grund unserer Seele die leise Zärtlichkeit des Christuskindes schon da ist – und heilsam in unser Leben hineinsprechen will. Damit wir lernen, dass alles, wonach wir streben, was wir suchen, was wir meinen uns erleisten zu müssen – schon da ist: Die in Jesus fleischgewordene Liebe Gottes – auch in mir und dir.
Liebe Schwestern und Brüder – wir gehen auf Weihnachten zu! Und es fällt auch in diesem Corona-Jahr nicht aus. Im Gegenteil. Vielleicht kann diese „staade Zeit“ ja zum ersten Mal seit Jahren wirklich „staad“ werden – oder mehr als sonst zu einer echten Qualitätszeit! Weil der vorweggenommene Konsum- und Weihnachtstrubel diesmal deutlich kleiner ausfallen muss? Vielleicht entdecken Sie Ihr Haus, Ihre Familie, Ihren Freundeskreis wirklich neu als Hauskirche. Beten und singen Sie miteinander. Werden Sie still miteinander, haben Sie Zeit und Herzen füreinander. Gehen Sie so miteinander auf das Weihnachtsgeheimnis zu. Üben Sie vielleicht täglich ein kleines Ritual miteinander ein oder – wenn Sie allein leben, für sich selbst – indem Sie z.B. am Abend ein Adventslied singen, ein Gebet sprechen oder im Evangelium lesen.
Schön kann es sein, sich jeden Abend zu erinnern oder einander zu erzählen, wo und durch wen Sie heute die Liebe Gottes erleben konnten. Hilfreich kann auch eine kleine Adventsecke in Ihrer Wohnung sein, um die Sie sich versammeln und die Sie immer wieder neu gestalten mit adventlichen Symbolen. Auch auf der Homepage unseres Bistums finden Sie praktische Vorschläge für die Adventszeit und auch für den Heiligen Abend. Viele Pfarreien bieten darüber hinaus viele Anregungen in Ihren Pfarrbriefen an.
Und ja, bitte nutzen Sie jede Gelegenheit, wenn es Ihnen möglich ist, auch leibhaftig zum Gottesdienst und zum Gebet, zu Andachten und Krippenfeiern zusammen zu kommen. Und leisten Sie leibhaftige Hilfe auch denen, die Sie brauchen, denen, die in Not sind. Glaube braucht Gemeinschaft, leibhaftige Gemeinschaft. Und er braucht unser ruhiges Bleiben bei Ihm, im Gebet. Ich wünsche Ihnen von ganzem Herzen einen gesegneten Weg durch die stille Zeit des Advents.
Passau, 1. Adventssonntag 2020
Dr. Stefan Oster SDB
Bischof von Passau
Pressemitteilung
Hirtenbrief zum 1. Adventssonntag von Bischof Dr. Stefan Oster SDB
Erschienen am:
28.11.2020
Herausgeber:
Caritasverband für die Diözese Passau e. V.
Steinweg 8
94032 Passau
Steinweg 8
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Beschreibung