Freyung. Im März 2011 sind Teile der Räumlichkeiten der "Brücke" am Bannholz in Freyung Heimat für psychisch kranke Mitbürger geworden. Die Konzeption des Wohnheimes ist es, "Heimat für die zu sein, die ihr Leben in einem geschützten Umfeld verbringen wollen und für die, die ein Übungsfeld suchen, um ihr Leben später selbst und alleine zu gestalten." Die Einrichtung ist eine Außenstelle des Caritaswohnheims St. Franziskus.
Seit gut drei Jahren gibt es auch eine Kreativgruppe. Mit einer Ausstellung in den Schalterräumen der Sparkasse tritt die Gruppe nun zum ersten Mal in die Öffentlichkeit. Jeder der Teilnehmer stellt mehrere Bilder aus. Am morgigen Mittwoch wird die Ausstellung im Rahmen einer Vernissage eröffnet.
Gestalten eines Bildes mit der Spachteltechnik
Seit gut drei Jahren treffen sich einmal wöchentlich die kreativen Mitbewohner im "Kreativraum" des Wohnheimes St. Chiara, um sich gemeinsam gestalterisch zu betätigen. Mit Malen oder Papierfalten können sie ihre Fantasie frei entfalten. Wer will, arbeitet auch außerhalb der festen Zeiten weiter. Vier Bewohner umfasst die konstante Gruppe. Ein weiterer Bewohner arbeitet, wenn ihm gerade danach zumute ist. Er ist Individualist und legt ein Talent an den Tag, das durchaus beachtlich ist. "Wenn er seine Phase hat, malt er schon mal ganze Nächte durch", erklärt Elisabeth Schmid.
Das Wohnheim "St. Chiara", ist seit März 2011 in den Räumen der "Brücke" in Freyung beheimatet. Früher lebten die Betroffenen in Bauzing. Als das Haus dort sanierungsbedürftig geworden ist, zog man nach Freyung um und fand hier ideale Bedingungen. Das Haus ist Heim für chronisch psychisch kranke Erwachsene. Es ist eine offene Einrichtung, jeder hat einen Haustürschlüssel. Das Ziel ist es, dass die Bewohner bei entsprechender Entwicklung in noch freiere Wohnformen, sprich betreutes Wohnen, übergeleitet werden. Jeder ist selbst für sich verantwortlich, das heißt dass nach Möglichkeiten jeder selbst die Wäsche verrichtet und seinen Bereich in Ordnung hält.
Die Bewohner werden von gesetzlichen Betreuern, die Plätze für Schützlinge suchen, angemeldet, vom Fachdienst des Bezirksklinikums verwiesen oder auch von Angehörigen angemeldet. Manche kommen auch aus eigenen Stücken, weil sie aufgrund ihrer Erkrankung im Leben nicht zurechtkommen. Im ersten Jahr sollen die Bewohner ein "Wir-Gefühl" entwickeln und soziale Kontakte knüpfen erklärt die pädagogische Fachkraft Elisabeth Schmid. Neben der Kreativgruppe gibt es auch noch einen Chor und eine Sportgruppe, die jeweils intern tätig sind.
St. Chiara ist keine therapeutische Einrichtung. Das Leitmotiv ist Schutz und Stütze für psychisch kranke Menschen und so weit möglich die Wiedereingliederung in die Gesellschaft. Das Wohnheim ist so gestaltet, dass die Räumlichkeiten den Bewohnern eine familiäre Geborgenheit vermitteln. Wie in einer großen WG leben in zwei getrennten Wohnbereichen jeweils elf bzw. zwölf Leute. Jeder Gruppe steht eine Küche, ein geräumiges Wohnzimmer mit Essbereich, ein großes Bad zur Verfügung. Zu den Aufgaben gehört das Vorbereiten des Frühstücks und das Zubereiten des Abendessens. Während das Mittagessen während der Woche geliefert wird, wird am Wochenende selbst gekocht. Es gibt leidenschaftliche Köche, Zurückgezogene und Menschen, die gerne mal in die Stadt gehen, manche gehen jeden Tag. Betreut werden sie von einem 24-Stunden-Team, die sie zur Arbeit anleiten und mithelfen, damit die "Chiara-Leute" ein eigenständiges Leben führen können.
Ein Teil der Bewohner arbeitet in der Caritas Werkstatt. Tagesstrukturierende Maßnahmen sollen Konzentration und Ausdauer fördern. Auf Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit wird großer Wert gelegt. Die so genannten "Arbeitstugenden" sollen wieder erlernt werden bzw. erhalten bleiben. Erwünscht ist der Kontakt zum gewohnten Umfeld, was durch die Ortsnähe sehr gefördert wird.
Die Bewohner von Chiara sind gerne in Freyung und fühlen sich sehr wohl, wie Elisabeth Schmid bestätigt. Mit der Ausstellung ist auch ein Wunsch verbunden: "Wir wollen die Freyunger für die Menschen mit besonderen Bedürfnissen sensibilisieren und eventuell bestehende Berührungsängste abbauen".
Für Leiter Hubert Frömel ist die Einrichtung ein "weiterer Schritt in Richtung Inklusion". Er ist davon überzeugt, dass die Besucher überrascht sein werden, welche Kunstwerke von den Bewohnern geschaffen worden sind und sieht die Ausstellung als "Wink an die Gesellschaft", sich ab und zu mit der Thematik einer Einrichtung wie "St. Chiara" zu beschäftigen.
Die Vernissage findet am Mittwoch, 21. Oktober, um 18.30 in der Schalterhalle der Sparkasse statt. Zwei Wochen lang werden die Werke dann zu sehen sein.
von Margit Poxleitner / PNP Freyung