Unter dem Motto „Menschen bewegen. Bahnhofsmission“ beging man in Passau den „Tag der Bahnhofsmission“.
Dabei feierten 70 Besucher, Mitarbeiterinnen, Reisende, Helfer, Kunden, Spender sowie Ehrengäste, darunter OB Jürgen Dupper, stellvertretender Landrat Raimund Kneidinger, die Stadträtinnen Sissi Geyer und Evi Buhmann sowie die Vertreter der DB Service AG Walter Reichenberger, Leiter des Bahnhofsmanagements Regensburg, Heinrich Blümle und Alois Radinger gemeinsam einen Gottesdienst, den Caritas-Vorstand Konrad Niederländer und Pfarrer Michael Hüttner auf dem Bahnsteig 1 zelebrierten.
Bahnhofsmissionen bewegten Menschen, um ihnen die Chance zu geben, ihr Leben zu verändern, Teilhabe am Leben zu ermöglichen, damit sie anderen begegnen und sich für andere einsetzen können, sagte Angelika Leitl-Weber, die mit Heidi Mayrhuber die Bahnhofsmission leitet.
Der Bahnhof sei ein Ort, an dem Menschen kommen und gehen, sagte Diakon Konrad Niederländer. Er sei ein Raum der Begegnung, des Aufenthalts und auch der Unterstützung. Er sei wie die Klosterpforte von Bruder Konrad in Altötting, dessen 200. Geburtstag derzeit begangen werde, zugleich Anlaufstelle für Menschen, die Hilfe, Gespräch oder Schutz suchten, Anliegen klären wollten. In der Bahnhofsmission erlebten sie Gastfreundschaft. Die Mitarbeiterinnen seien für andere da, stünden ihnen mit Rat und Tat zur Seite. Niederländer würdigte ihren wertvollen Dienst für die Menschen, der nicht selbstverständlich sei.
Am Bahnhof träfen sich Reisende, sagte Pfarrer Michael Hüttner. Er verwies auf eine Fotoausstellung unter dem Titel „Zug des Lebens“, die mit Bildern und Texten zeige, was die Lebensreise bedeuten kann. Bahnhofsmissionen seien an zugigen Plätzen angesiedelt. An sie wendeten sich Menschen, denen der Wind um die Ohren pfeift. Die Mitarbeiterinnen reichten täglich vielen Menschen eine Hand, damit der nächste Schritt gelingt, das Knurren des Magens ende. Sie gäben Zeugnis des Glaubens ab.
„Lass uns nicht wegschauen vor den immer größeren Nöten unserer Mitmenschen“, lautete eine Fürbitte, die die Mitarbeiterinnen der Bahnhofsmission vortrugen.
Angelika Leitl-Weber und Heidi Mayrhuber luden zu einem Perspektivenwechsel ein und trugen die unterschiedlichen Blickwinkel jener vor, die sich in der Bahnhofsmission begegnen. Für die Gäste seien ihre Räume ein Ort zum Verweilen, erzählen, essen oder frühstücken, um sich mit Notkleidung zu versorgen, in denen zugehört, Anteil genommen, man in keine Schublade gesteckt werde.
„Meine Wohnung ist so schlecht. Ich muss raus“, lautete eine andere Stimme. „Ich habe keine Wohnung, wo soll ich denn den ganzen Tag hin bei diesem schlechten Wetter“, zitierten die Leiterinnen einen Gast. Weitere Blicke auf die Bahnhofsmission zeigten die Sicht der Kunden am Bahnsteig, die Hilfe beim Umsteigen benötigen, oder der Sachspender, die Marmeladen, Brot, Wurst, Baguettes, Semmeln, Kuchen oder Kleidung, Schlafsäcke und Schuhe bringen sowie der Firmen, Vereine, Gruppen und Privatleute, die Geld spenden. Auch Pfarrer Hüttner, der alle sechs Wochen eine Andacht in der Bahnhofsmission hält und Ehrenamtliche, die Ausflüge mit Gästen der Bahnhofsmission unternehmen oder Notfahrkarten durch den Verein „Hilfe für Mensch und Tier“ tragen, sowie Caritasvertreter und Medien kamen zu Wort, die die niederschwellige Arbeit für Menschen in seelischen und körperlichen Notlagen würdigen. Die Bahnhofsmission unterscheide nicht nach Geschlecht, Religion, Hautfarbe oder Nationalität. Die Mitarbeiterinnen agierten auf Augenhöhe, seien geduldig, aber auch durchsetzungsstark und setzten Grenzen. Sie lebten den Geist der Bahnhofsmission.
„Ich sehe hier, wie schnell es gehen kann, abzustürzen, wenn ich Drogen nehme und zu viel Alkohol trinke“, formulierten Schüler und Firmlinge. Das Praktikum hier trage bei, die Angst vor Menschen zu verlieren, die anders sind, hin und nicht wegzuschauen. Die Polizei wisse es zu schätzen, „dass es hier einen Ort gibt, an dem wir gestrandete Menschen bringen können“, erzählten die Leiterinnen. Angehende Priester fänden hier einen sozialen Raum, um Nächstenliebe zu zeigen. Die Helferinnen der Bahnhofsmission hätten den Laden im Griff, fand Alois Radinger von der Deutschen Bahn. „Armut und Leid existieren – wir aber auch“, laute ihr Leitspruch, sagte Heidi Mayrhuber.
OB Jürgen Dupper würdigte das Engagement der Damen der Bahnhofsmission das ganze Jahr über. Der Stadt sei es ein großes Anliegen, diese mitten in Passau zu haben. Die Menschen, die hier ein und ausgehen, gehörten zur Stadt. Sie erhielten hier Ansprache. Stellvertretender Landrat Raimund Kneidinger sah die Bahnhofsmission als „Tourismusbüro für Reisende des Lebens“, die nicht nur Auskunft brauchen, sondern auch Sorgen haben. Sie sei eine wichtige Einrichtung der Caritas. Bahnhofsleiter Walter Reichenberger hob die enorme Leistung der Mitarbeiterinnen hervor. Sie seien für Menschen mit Mobilitätseinschränkung, in Notlagen oder für gestrandete Reisende da. Ihr Angebot werde sehr gut angenommen. Er wünschte mehr Bahnhofsmissionen. Der Umzug vom Neben- in das Hauptgebäude am Bahnhof Passau sei zukunftsträchtig gewesen.
Der Klinikchor unter der Leitung von Klaus Wiesmüller umrahmte die Feier mit eindrucksvollem Gesang. Bei Kaffee und Kuchen informierten sich die Teilnehmer über die Arbeit der Bahnhofsmission.
Theresia Wildfeuer