Verschiedene Beratungsstellen der Caritas unterstützen Ratsuchende und ehrenamtliche Helfer*innen in ihren vielfältigen Fragestellungen.
Von 194.000 Einwohner*innen im Landkreis Passau haben 21.600 Personen einen Migrations- oder Fluchthintergrund, in der Stadt ist es sogar jeder Fünfte. Besonders sind das Menschen aus Syrien, Afghanistan, Nigeria, Sierra Leone und der Ukraine. Letztere stoßen erfahrungsgemäß auf mehr Verständnis als die anderen - was zu Unmut bei Betroffenen und ihren Helfern führt. Wartete z. B. eine Syrerin monatelang auf einen Deutschkurs, bekamen Ukrainer*innen gleich Sonderrechte.
Viele Migrant*innen wohnen seit Jahren (teilweise gezwungenermaßen) in Gemeinschaftsunterkünften, dürfen oft nicht einmal Besuch empfangen und schlagen die Zeit tot. Der Zugang zu Ausbildung oder einer Arbeitsstelle bleibt oft verwehrt. Dies liegt an vollen und ausgebuchten Sprachkursen mit langen Wartezeiten oder daran, dass oftmals die mangelhaften Deutschkenntnisse für die theoretischen Inhalte einer Ausbildung nicht ausreichen oder später zum Abbruch führen. Praktische Arbeiten sind hierbei meist nicht das
Problem, doch die Fachsprache scheint oftmals unüberwindlich.
Die Integration am Wohnort ist bis heute nicht selbstverständlich. Einheimische wehren sich in der Regel gegen eine Flüchtlingsunterkunft im Ort und auch in Vereinen sind Geflüchtete nicht immer gern gesehen. Ehrenamtliche, damals voller Elan gestartet und zumeist in Helferkreisen organisiert, versuchen zwar in ihrer Freizeit die sprachlichen und kulturellen Lücken zu schließen, die Mühen sind aber teilweise leider vergebens.
Auch Initiativen wie der sogenannte "Wohnungsführerschein", bei dem Neuankömmlinge mehr über Themen wie Mülltrennung und Lüften erfahren, lässt viele Vermieter gegenüber Migrant*innen weiterhin skeptisch bleiben, besonders wenn das Geld vom Jobcenter kommt. Zusätzlich führen der angespannte Wohnungsmarkt und die Tatsache, dass Vermieter*innen teilweise unzumutbare Wohnungen zu Mondpreisen und fraglichen Konditionen anbieten, zu tiefgreifenden Problemen.
Bei einem Treffen im Juni 2023 beklagten zahlreiche Helfer*innen die bürokratischen Hürden bei der Unterstützungsarbeit mit den Geflüchteten und teilweise erfolgten Abschiebungen von offensichtlich gut integrierten Menschen. Besonders herausfordernd ist dabei die Grenzregion: Ein Ausflug von Passau zum Mostbauern nach Wernstein in Österreich ist eine Straftat, Deutschland darf nicht verlassen werden, eine Duldung ist dann verwirkt, eine Abschiebung die rechtliche Konsequenz. Das ist für alle Beteiligten
frustrierend, auch dem Ausländeramt sind hier die Hände gebunden.
"Bei vielen Helferkreisen ist mittlerweile die Luft raus", bedauert Andreas Trpak, vom Innenministerium und vom Landkreis geförderter Integrationslotse der Caritas. Deshalb versucht er stets, neue Ehren-amtliche zu gewinnen, um eine weitere Stütze in der Integrationsarbeit zu schaffen. Doch wer sich für Geflüchtete einsetzt, erntet oft nur Kopfschütteln und Schulterzucken.
Diakon Konrad Niederländer, Bischöfl. Beauftragter des Diözesancaritasverbandes, sieht die Integration als große Herausforderung für Kirche und Caritas. Im Sinne des christlichen Grundauftrags bietet die Caritas Beratungen für Geflüchtete und Migrant*innen an. Zehn Hauptamtliche kümmern sich allein im Landkreis und in der Stadt Passau um die Belange und Fragen der Klient*innen. Katharina Muszynski, Einrichtungsleitung der Flüchtlings- und Integrationsberatung, erzählt aus dem Beratungsalltag: "Die Menschen kommen mit den unterschiedlichsten Fragestellungen zu uns. Von der Bitte um Hilfe beim Führerschein bis zur Suche nach einem Facharzt." In der Beratungsstelle im zweiten Stock des Caritas-Hauses Konradinum hört man viele Sprachen. Wenn die Deutsch- und Englischkenntnisse nicht
reichen, kommt bisweilen der Google-Übersetzer zum Einsatz. Gut, dass die Berater*innen der Caritas teilweise Arabisch oder Ukrainisch sprechen. Und wenn alle Stricke reißen, muss ein Dolmetscher kommen - ehrenamtlich.
In der Caritas kennt man aber auch Erfolgsgeschichten, wie Integrationslose Trpak erzählt:
"Wir haben eine syrische Familie, die sich in Vilshofen mit einem Restaurant eine neue Existenz aufgebaut hat und anderen Geflüchteten im eigens gegründeten Verein tatkräftig zur Seite steht. Die Leute sprechen gut Deutsch, verstehen Bayrisch und sind Teil der Gemeinde geworden. Die Familie hat ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen. Solche Geschichten motivieren uns."
Text: Andreas Trpak, Katharina Muszynski, Agnes Stefenelli