15. Oktober 2012
„Wir sind keine Behörde“: „Aktion Rollentausch“ im Caritas-Seniorenheim Mariahilf
Passau – Vom 8. bis 14. Oktober haben die Wohlfahrtverbände auch in diesem Jahr wieder zur „Aktion Rollentausch“ aufgerufen. Politische Entscheidungsträger sollen so die Möglichkeit bekommen, soziale Arbeit und Betreuung vor Ort zu erleben.
Das Caritas-Seniorenheim Mariahilf konnte mit Konrad Kobler und Walter Taubeneder gleich zwei Politiker begrüßen. Vor allem die Pflege-Mitarbeiter freuten sich über das Interesse an ihrer Arbeit, die in der Gesellschaft immer noch nicht die nötige Wertschätzung erfährt und gerne als „Jedermanns-Job“ degradiert wird.
Einrichtungsleiter Christian Schacherbauer und Verwaltungsleiterin Birgit Höppler nutzten die Aktion, um im Gespräch darauf aufmerksam zu machen, dass es aktuell nicht immer einfach ist, das christliche Ideal eines Caritas-Hauses zu leben: „Vor allem mehr Zeit für die Senioren wäre wichtig. Für uns hat es Vorrang, dass es unseren Bewohner gut geht, “ so Christian Schacherbauer, der sich auch gegen einen beschützten Bereich für Demenz-Kranke ausspricht: „Wir wollen ja den Menschen die Freiheit nicht nehmen.“
„Vor allem Seniorenheime haben in der Gesellschaft ein Imageproblem.“, so der Einrichtungsleiter weiter. Und in der Tat: viel zu oft liest man von vereinsamten und vernachlässigten Senioren, die am Rande des Vergessens leben.
Walter Taubenender und Konrad Kobler konnten sich im Seniorenheim Mariahilf vom Gegenteil überzeugen und erlebten ein innovatives Haus. So gibt es zum Beispiel keine festen Besuchszeiten. Damit will man den Verwandten und Nahestehenden entgegenzukommen. Ebenso ist „Probewohnen“ möglich, um wirklich sicherzustellen, dass sich die Menschen wohl fühlen und gerne im Seniorenheim Mariahilf wohnen. Und auch ein ehrenamtlicher Besuchsservice ist bereits gegründet.
Für 2013 ist zudem ein Tagespflegebereich geplant, um im ambulanten Bereich Entlastung zu schaffen. Auf Nachfrage von Walter Taubeneder erklärt der Heimleiter, dass es auch möglich ist, nur zum Essen in die Einrichtung zu kommen. Dies ist besonders für Senioren in der Nachbarschaft von Interesse.
Konrad Kobler zeigte sich begeistert von den Einblicken: „Das ist eine wichtige Erfahrung, die einen zurück in die Realität holt. Und die Qualität eines Sozialstaates erkennt man immer noch am Umgang mit alten und behinderten Menschen.“
Für Walter Taubeneder, der auch in der Passauer Diakonie hospitierte, sind Aktionen wie der Rollentausch unverzichtbar für gelebte Demokratie. „ Hier kommt man wirklich ins Gespräch. Oft weiß man ja die Einzelheiten, die genauen Probleme gar nicht. Wir Politiker sind aber darauf angewiesen, dass wir Informationen bekommen. Nur so werden wir handlungsfähig.“