Zahlreiche Teilnehmer haben die Gelegenheit zum Austausch genutzt beim Runden Tisch „Sozialer Raum Vilshofen“, der initiiert wurde von Agnes Stefenelli von der Gemeindecaritas (6.v.r.), von Silvia Ragaller von der Pfarrcaritas Vilshofen (2.v.r.) und von Bürgermeister Florian Gams (1.v.r.).Foto: Eva Aschenbrenner
Die Nachwirkungen der Corona-Pandemie und die Folgen des Ukrainekrieges wie Energiekrise, steigende Lebenshaltungskosten und Flüchtlingsströme, stellen unsere Gesellschaft vor ganz konkrete Herausforderungen. Für manche Menschen kann der Winter in diesem Jahr sogar zur Armutsfalle werden. Der Runde Tisch "Sozialer Raum Vilshofen" der von der Gemeindecaritas gemeinsam mit der Pfarrcaritas Vilshofen und Bürgermeister Florian Gams initiiert wurde, bot den sozialen Akteuren im Raum Vilshofen die Gelegenheit zu Austausch und Vernetzung.
Zahlreiche Vertreter aus Kirche, Verwaltung und sozialtätigen Vereinen nutzten die Gelegenheit zum gemeinsamen Gespräch im Vilshofener Rathaus. Besonders beeindruckend war der Bericht von Norbert Pirkl von der Vilshofener Tafel. Anschaulich berichtete er, wie die Zahlen in der "Vilshofener Tafel" im vergangenen Jahr um ein Vielfaches gestiegen sind: Waren es im Januar 2022 noch 80 Abholer, sind es im Dezember 2022 bereits 220 Einzelpersonen und Familien, die über die Tafel versorgt werden. Tendenz steigend. Die hohe Nachfrage ist nur über den Zukauf von Lebensmitteln zu bewältigen. Die Ehrenamtlichen kommen dabei mittlerweile an ihre Grenzen, ein Aufnahmestopp ist aber dennoch nicht geplant.
Das Thema Armut begegnet ebenfalls Silvia Ragaller, die sich ehrenamtlich auch gegen Altersarmut bei Rentnern beim Verein "LichtBlick Seniorenhilfe e.V." einbringt und Brigitte Pollok-Will im "Netzwerk FamilienLeben Vilshofen e.V.". Immer mehr Familien leben in prekären Verhältnissen, hinzu kommen bei vielen Kindern Lernrückstände und mangelnde Sozialkompetenzen durch die fehlende Beschulung während der Lockdown-Zeiten.
Herausfordernd bleibt auch die Situation der Flüchtlinge, die im Vilshofener Raum ankommen. Die Ehrenamtlichen des Helferkreises AVA (Arbeitskreis Vilshofener Asylbewerber e.V.) leisten hier einen wichtigen Dienst, vor allem auch, wenn es darum geht Ersthilfe zu leisten, damit die Zeit überbrückt werden kann bis staatliche Hilfen fließen.
Matthias Stöckl vom Renten- und Sozialamt und Markus Abstreiter, Jugend- und Sozialarbeiter der Stadt Vilshofen nehmen gesellschaftliche Veränderungen wahr und berichteten, dass "der klassische Vilshofener" bei ihnen kaum mehr auftaucht. Die Zahl der Sozialhilfe-Anträge steigt und auch die steigende Anzahl von Migranten und Asylbewerbern, die Hilfe brauchen, macht sich in der städtischen Verwaltung und in den Beratungsdiensten bemerkbar.
Neben Beratungen leistet die Caritas in der aktuellen Krisensituation vor allem auch finanzielle Hilfe. So wurde vom Diözesancaritasverband mithilfe von Kirchensteuermitteln, die das Bistum Passau extra bereitgestellt hat, ein eigenes Energiehilfe-Programm aufgelegt, informierte Agnes Stefenelli von der Gemeindecaritas. Informationen und das Antragsformular sind über die Webseite der Caritas abrufbar: www.caritas-passau.de/energiehilfe. Unbürokratisch helfen bei Notlagen auch die beiden Pfarrcaritasvereine in Vilshofen und Aunkirchen.
Die kalten Temperaturen in diesem Winter haben die Teilnehmenden des Runden Tisches besonders beschäftigt. Konkret wurde die Etablierung einer Wärmeinsel vorgeschlagen. Stadtentwicklungsmanagerin Andrea Barth hat sich bereit erklärt, mit einer kleineren Gruppe an dieser Idee weiterzuarbeiten. Neben einem warmen Raum sollte die Wärmestube im Idealfall auch ein Ort sein, an dem man einen Gesprächspartner finden kann.
Glücklicherweise verfügt Vilshofen über ein starkes soziales Netzwerk und Menschen, die auch künftig die Probleme gemeinsam angehen möchten. Der Runde Tisch soll regelmäßig stattfinden, damit man nahe dran bleibt an den Themen der Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen.
Text: Agnes Stefenelli