Leben und Sterben gehören zusammen. Das eine geht ohne das andere nicht, das wissen wir alle. Und trotzdem fällt es uns schwer, wenn ein Leben zu Ende geht. Und es bleibt uns letztendlich nichts Anderes übrig, als mit dem Sterben leben zu lernen.
Unter dieser Überschrift hat der Hospizkreis „Hoffnungsfenster“ aus Vilshofen gemeinsam mit der Gemeindecaritas zu einem Tagesseminar ins Pfarrzentrum nach Vilshofen eingeladen. Zwölf Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind der Einladung gefolgt und haben sich über ihre Erfahrungen und Vorstellungen zu Sterben und Tod ausgetauscht.
Die persönlichen Lebensrealitäten waren dabei sehr unterschiedlich und das Erlebte so vielfältig wie das Leben selbst: Da waren Menschen, die nach langer Pflege Angehörige verabschiedet haben und sich bis heute fragen, ob sie genug getan und alles richtig gemacht haben.
Da waren Menschen, die gerade dabei sind, den nahenden Abschied allmählich zu akzeptieren, weil ein geliebter Mensch von einer schweren Krankheit betroffen ist. Da waren Menschen, die beruflich tagtäglich Menschen in schwerer Krankheit und beim Sterben begleiten. Da waren Menschen, die selbst von einer unheilbaren Krankheit betroffen sind und sich auch mit dem eigenen Sterben auseinander setzen müssen. Vor allem waren da aber Menschen, die ganz bewusst leben, weil sie sich mit der Endlichkeit des irdischen Lebens auseinandersetzen.
Mit kleinen Impulsen regten die Referenten zum Nachdenken und zum Erzählen der eigenen Erlebnisse, Gefühle und Vorstellungen an. Konrad Haberger von der Gemeindecaritas gab theologische Einblicke in die verschiedenen Bilder vom Tod, die sich Menschen im Laufe der Zeit gemacht haben. Am Beispiel des Märchens vom Rumpelstilzchen erinnerte er an eine uralte menschliche Erfahrung: Was wir beim Namen nennen (können), macht uns nicht mehr Angst, kann uns nicht wirklich bedrohen. Deshalb ermunterte er dazu, sich bewusst mit Sterben und Tod zu beschäftigen und darüber zu reden.
Bei aller Traurigkeit und Grausamkeit, die damit verbunden ist, scheine gerade in den christlichen Darstellungen von den „Letzten Dingen“ immer die Überzeugung durch, dass Gott es letztendlich gut mit uns meint: Gott als der Richter, der vielleicht nicht Gut und Böse gegeneinander aufwiegt, sondern am Ende die Dinge eben „richtet“ und wieder gerade biegt.
Annette Eggerstorfer vom Hospizkreis „Hoffnungsfenster“ erzählte aus der Arbeit des Hospizkreises und darüber, welche unterschiedlichen Phasen, Gemütslagen und Gefühle Menschen durchleben, die wissen, dass sie bald sterben müssen. Für Angehörige und Begleiter sind diese seelischen Nöte von Sterbenden oft sehr belastend. Um angemessen darauf zu reagieren, hilft es schon, wenn man eine Ahnung davon hat, was in dem anderen gerade vorgeht.
Dass das für jede Form der Kommunikation gilt, veranschaulichte Agnes Stefenelli von der Gemeindecaritas. Anhand eines Kommunikationsmodells zeigte sie auf, wie wenig wir von dem, was wir fühlen und empfinden, in Worte fassen können, wie wenig wir davon überhaupt sagen und wie wenig davon andere noch verstehen.
Oft ist eben nicht alles gesagt, vieles bleibt im Verborgenen und kann nur erahnt werden. Für eine gute Kommunikation braucht es aber auch nicht immer viele Worte. Das Wichtigste, was man für Schwerkranke und Sterbende tun kann, ist einfach da zu sein, und mit Ruhe und Zuversicht auf dem letzten Weg zu begleiten, ohne sich selbst unter Druck zu setzen.
Es waren die vielen Geschichten und die aufbauenden Gedanken, die wertschätzenden Gespräche mit ihren tiefgründigen Fragen und ehrlichen Antworten, die diesen Tag zu einem ganz besonderen gemacht haben, und von dem die Teilnehmenden – wie es in der Abschlussrunde zum Ausdruck kam – „zufrieden, getröstet und beseelt“ in ihren Alltag zurückgekehrt sind.
Text: Agnes Stefenelli