Caritasvorstand Stefan Seiderer zieht erste Bilanz nach seinem Amtsantritt zu Jahresbeginn. Von der neuen Bundesregierung erwartet der Bischöflich Beauftragte ein klares Signal für den sozialen Bereich, auch mit Blick auf das geplante Sondervermögen für die soziale Infrastruktur.
Beim Thema Migration wünscht sich der Caritasvorstand nach der Polemik im Wahlkampf einen "Ruck in der Gesellschaft, der wieder mehr Richtung Zusammenhalt geht". In einem Interview mit der Mediengruppe Bayern betont Seiderer: "Wir müssen eine Gesellschaft sein, die Türen öffnet und Möglichkeiten bietet". Er warnt vor einer Verschärfung des Asylrechts. "Was ich vermisse ist ein Einwanderungsgesetz. Denn bislang gibt es keine guten Konzepte, die Geflüchteten bei uns im Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft integrieren".
Seiderer bestätigt auch den sozialpolitischen Anspruch der Caritas und der Kirche: "Wenn Kirche nicht mehr kritisch ist, dann haben wir unseren Platz in der Gesellschaft verspielt. Wir müssen kritisch sein. Das war von Anfang an so. Auch Jesus hat sich nicht beliebt gemacht, als er die Händler aus dem Tempel geschmissen hat. Da war er auch schon sehr politisch, hat sich mit dem System damals angelegt. Wir wollen den Finger in die Wunde legen. Und die Politik braucht uns im Rahmen der Subsidiarität. Wir übernehmen ja als Caritas viele Aufgaben, die Pflichtaufgaben der Kommunalpolitik oder der Landespolitik sind".
Als Bischöflich Beauftragter sieht er den wichtigen Auftrag der Caritas für die Zukunft der Kirche. "Wir sind nah an den Menschen und erreichen sie auf allen Ebenen. Da werden wir als Teil der Kirche wahrgenommen. Die Menschen haben vielleicht ihre Probleme mit der sogenannten Amtskirche, aber wir als Caritasverband sind nahbarer". Caritaseinrichtungen sind für ihn "Kirchenorte" mit Zukunft.