Passau. Die Erziehungs-, Jugend- und Familienberatung des Caritasverbandes der Diözese Passau ist seit knapp 60 Jahren eine feste Institution und Anlaufstelle für Menschen in der Region. Ein Team aus insgesamt elf Frauen und Männern, verteilt auf 7,5 Planstellen, nimmt sich täglich aufs Neue den Problemen und Anliegen der Familien, Kindern und Eltern an - ein stattliches Team für die Stadt und den gesamten Landkreis Passau.
Im Bild v.l: Erika Paul (Fachbereichsleitung), Olivia Genal, Dr. Michael Bär (Bischöflicher Beauftragter), Dietmar Wagner, Claudia Mader, Andrea Reichert, Barbara Matuschek, Rosi Stampflmeier, Albert Meindl (Leiter der Erziehungsberatung), Karin Brandstetter, MdL Walter Taubeneder, MdL Prof. Dr. Gerhard Waschler und Elisabeth MeindlStefanie Starke
"Wir sind froh, dass wir so gut ausgebildete und qualifizierte Mitarbeiter in unserem Team haben. Mit unseren Außenstellen in Pocking, Hauzenberg und Vilshofen sind wir insgesamt wirklich gut aufgestellt", erklärt Albert Meindl, der Leiter der Beratungsstelle, bei einem gemeinsamen Gespräch mit den Abgeordneten Walter Taubeneder und Prof. Dr. Gerhard Waschler. "Natürlich hat sich unsere Arbeit im Laufe der Zeit verändert", so Meindl weiter, der selbst bereits seit über 20 Jahren im Dienst der Caritas-Beratungsstelle steht.
Für ihn und sein Team war es ein besonderes Anliegen, den Abgeordneten mehr über die Arbeit der Einrichtung und die heutigen Probleme der Kinder und Familien zu berichten.
Die aktuelle Asylthematik beschäftige die Beratungsstelle bisher nur am Rande. Allerdings nehmen immer mehr Familien mit Migrationshintergrund die Dienste der Beratungsstelle in Anspruch: "Hier besteht ein großer Betreuungsbedarf, allerdings gestaltet sich die Kommunikation nicht immer ganz einfach. Denn auch wenn die Kinder schnell dazulernen, fällt es uns schwer entsprechend Zugang zu den Eltern zu finden, was vor allem an der hohen Sprachbarriere liegt", so Elisabeth Meindl vom Team der Beratungsstelle Hauzenberg.
Ob Erziehungsfragen, Schulprobleme der Kinder, Schwierigkeiten in der Pubertät oder Beziehungsprobleme in der Familie, - das Spektrum der Caritas-Beratungsstelle ist groß. "Wir sind eng mit Schulen, den Jugendämtern, Kliniken und auch dem Kinderschutzbund vernetzt - so erhalten wir schnellen Zugang zu den Familien", betont der Beratungsstellen-Leiter Meindl. Jedoch habe sich in der Einstellung der Eltern viel geändert - "wo die Familien früher eher allein mit ihren Problemen gekämpft haben, suchen sie heute schneller Hilfe bei uns - was wir natürlich sehr begrüßen", so Barbara Matuschek, die darin vor allem auch eine gewonnene Kompetenz der Eltern sieht. Mittlerweile sei es fast selbstverständlich geworden bei der Caritas um Rat und kostenlose Unterstützung zu bitten.
Neben den genannten Problemen und Anliegen in den Familien geht es in der Beratung auch zunehmend um das Thema Trennung und Scheidung. "Familiengerichte schicken verstärkt Familien mit hochstrittigen Eltern zu uns, die keinen Konsens mehr finden. Hier können wir zumindest Hilfe im Umgang mit den gemeinsamen Kindern geben", ergänzt Rosi Stampflmeier. Demzufolge ist auch der Anteil der alleinerziehenden Eltern unter den ratsuchenden Familien sehr hoch.
In vielen Familien sei es außerdem ein Problem, dass sich im Alltag alles nur noch um das Thema Schule drehe: "Wenn wir vorschlagen dieses Thema mal für zwei Wochen komplett auszusparen fragen uns Eltern teilweise, über was sie sonst beim Abendessen reden sollen - dann wird einem schnell der Ernst der Lage bewusst", erzählt Dietmar Wagner aus dem Beratungsalltag.
"Den Eltern fehlt in vielen Fällen der Zugang zu den Kindern, deswegen versuchen wir hier wieder ein Zusammengehörigkeitsgefühl aufzubringen", betont auch Dietmar Wagner. In einigen Fällen scheitert das normale Zusammenleben an solch banalen Dingen wie Ordnung und Sauberkeit - "wir müssen wieder Kontakt zwischen Kindern und ihren Eltern herstellen; eine gemeinsame Ebene schaffen."
Ein neues Angebot: Seit Januar 2015 hat unsere Beratungsstelle die Fachberatung in Kinderschutzfragen für den überwiegenden Teil der Kindertagesstätten in Stadt und Landkreis Passau übernommen. Die EB-Mitarbeiter und -Mitarbeiterinnen stehen seither den pädagogischen Fachkräften der Kindertagesstätten als "Insoweit erfahrene Fachkraft" zu Verfügung.
"Wo auch immer das Problem liegt, wir hören uns den Sachverhalt an und schauen, was die Familien oder die Kinder brauchen - es gibt kein Patentrezept für unsere Arbeit, denn jede Situation und jeder familiäre Umstand gestaltet sich ganz individuell", verweist Albert Meindl auf die vielschichte Arbeit. Dabei nehme die Fachkraft der Beratungsstelle die Funktion eines Wegbegleiters ein: "Es gibt keinen wirklichen Endpunkt unserer Arbeit. Die Familie kommt so lange, wie sie uns als eine Art Moderator an ihrer Seite sieht." Die Caritas-Beratungsstelle möchte in erster Linie Denkanstöße mit auf den weiteren Familienweg geben. "Wer kommt bringt das Chaos mit und geht hoffentlich mit Ordnung raus - das ist unser Ansatz!", betont Domkapitular Dr. Michael Bär als Bischöflicher Beauftragter für die Caritas.
Die Abgeordneten zeigten sich beeindruckt von der vielfältigen und komplexen Arbeit der Beratungsstelle. "Die Beratungsstelle der Caritas ist eine unverzichtbare Anlaufstelle für unsere Mitbürger. Eine breite und intensive Unterstützung dieser wichtigen Einrichtung ist bestens begründet", so die Abgeordneten. Ein weiterhin enger Kontakt zur Beratungsstelle