Caritas öffnet Türen – Gedanken zum Motto der Caritas-Jahreskampagne

Unsere Nachbarschaft ist in Aufruhr. Das Häuschen am Ende der Straße hat endlich einen neuen Bewohner. Lange Zeit stand es leer. Die Türen fest verriegelt, die Fensterläden geschlossen. Hoffnungslos unzugänglich. So kannten wir es.

Doch jetzt ist Jesus dort eingezogen und mit ihm Erneuerung und Neubelebung. Er befreit das Haus von Schloss und Riegel. Fenster und Türen gehen mit Schwung auf, und mit dem ersten Luftstrom, der durch das Haus zieht, kommt wieder Bewegung in alles, was erstarrt war.

Bald sieht es dort so einladend aus, dass unsere Nachbarschaft beginnt, dem Neuankömmling Besuche abzustatten. Jesus schickt niemanden weg. Das spricht sich herum und lockt immer mehr Leute an. In kurzer Zeit ist klar: Bei Jesus herrscht eine paradiesische Atmosphäre, und seine Gastfreundlichkeit ist beispiellos. Niemand ist so aufmerksam, so zugewandt, so empathisch wie er. "Er hat Worte für unser Herz und ein Herz für unsere Worte" ¹⁾, sind wir uns einig. Wir fühlen uns leicht und unbeschwert; weil er auch unsere Verschlossenheit aufsprengt und unser enges Ich weitet.  

"Ich habe euch eine Tür geöffnet, die niemand mehr schließen kann" (Offb 3,8), sagt Jesus und stellt seinen Fuß in die Schwelle. Mag heißen, dass wir jederzeit wieder zu ihm kommen dürfen, oder auch: Ich habe euch Worte des Lebens zugesprochen, sie wirken bereits in der Welt, und ihr, meine Freunde, seid gefordert, danach zu handeln.

Für diese Aufgabe drückt Jesus jedem von uns einen Schlüssel in die Hand. "Mit diesem Schlüssel", erklärt er, "lassen sich viele Türen öffnen: Türen zu den Herzen der Menschen, Türen, die Zugang zu Lebensmöglichkeiten bieten, Türen zu Lebensperspektiven, zu Trost, Ermutigung und Hoffnung, Türen zu Gemeinschaft und Zugehörigkeit, Türen zu Lebensqualität, zu Teilhabe und Selbstwertgefühl und Türen zu einem tieferen Verständnis füreinander."

Wir schauen genauer hin und entdecken auf jedem Schlüssel dieselbe Gravur: "Nächstenliebe". Sie ist wie ein Ruf, der uns zu verstehen gibt: Es ist an uns, den Menschen, deren Leben an verschlossenen Türen zu scheitern droht, zu helfen.

Wir können das Gute bewirken, die Verhältnisse ändern. Unser Bemühen wird gelingen, wenn wir alle zusammenhelfen. Vertrauen wir darauf: Nächstenliebe öffnet Türen.                             

Text von Susanne Stimmer, Gemeindecaritas im Dekanat Altötting

1. Zitat vom Hl. Augustinus