Über 6.100 Kinder sind es, die dort heute aus- und eingehen. Über 1.377 Mitarbeitende kümmern sich um die Kleinen. Das heißt: Erziehen, Bilden, Betreuen und Beheimaten im Glauben. So sieht es zum einen der staatliche Auftrag, zum anderen der kirchliche Anspruch auch vor. Deshalb setzt die Diözese Passau auf eine Bündelung und Steuerung verschiedener Kompetenzen wie Pädagogik und Qualität, Pastoral, Personal und Finanzen.
Caritasvorstand Diakon Konrad Niederländer war schon beim ersten Schritt von Anfang an wichtig, die bisherigen Träger nicht nur verwaltungstechnisch zu entlasten, sondern auch pastorale Zeichen zu setzen. Vielfach waren die ehrenamtlich Verantwortlichen als Kirchenpfleger/-innen oder als Caritas-Vorsitzende an Grenzen gestoßen angesichts des immer größer werdenden Verwaltungsaufwandes für die Kitas. Es gab seitens der Träger und auch der Kita-Leitungen die Problemanzeigen, dass die täglichen Anforderungen zunehmen und komplexer werden. Gerade Priester, sowie Mitarbeitende in der Seelsorge sollten für pastorale Angebote in den Kitas mehr Zeit aufwenden können, als sich mit Verwaltungsfragen herumzuschlagen. Momentan konzentriert sich die Caritas auf Träger, die eine Kita einfach nicht mehr stemmen können.
Grundsätzlich entschloss sich das Bistum, mit katholischen Kitas als einem wesentlichen Teil der Pfarrgemeinden und Kommunen in der Fläche präsent zu bleiben: Mit der Caritas als gemeinsamen Träger, der die Personalverwaltung bündelt, die Absprachen mit den Kommunen trifft und auch dafür sorgen kann, dass Personalengpässe mittels mobiler Reserven leichter abgefedert werden. Generell kann man Stellen dann auch einmal in Vollzeit anbieten. Zudem können attraktive Ausbildungsplätze angeboten werden. Entsprechend wurden in den vergangenen zwei Jahren 1,2 Mio. Euro in eine Ausbildungsoffensive investiert. 41 Erzieherinnen haben bereits daran teilgenommen und Kinderpflegerinnen werden zusätzlich weiterqualifiziert. Der Caritas Abteilungsleiter für die Kitas, Stefan Seiderer, sieht viele Vorteile.
Dazu kommt die pädagogische Begleitung der Teams. Auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes und des katholischen Profils sollen die Mitarbeitenden am "guten Geist" ihrer Kita arbeiten. Deswegen werden sie auch durch ein breites Fortbildungsprogramm und natürlich die Fachberaterinnen der Caritas unterstützt. So kann der Diözesan-Caritasverband als großer Träger ein anerkannter und kompetenter Partner von Politik und Gesellschaft sein. Deshalb sollten Kommunen sich ihrer Rolle bewusst werden und bei anstehenden Übergaben nach dem sogenannten Subsidiaritätsprinzip freie gemeinnützige Träger wie die Caritas zum Zuge kommen lassen, so der Caritas Abteilungsleiter für die Kitas Stefan Seiderer.
Besonders im Zuge der Neuevangelisierung und in den neuen pastoralen Räumen spielt die Kita eine Rolle. Für Diözesanbischof Dr. Stefan Oster ist es wichtig, dass die Kinder vom Geheimnis Gottes berührt werden, dass sie mit ihren Eltern und Familien Zeugnis davon erhalten. "Kindern den Himmel offenhalten", hat der Bischof so prägnant wie treffend formuliert. Das ist sein Auftrag, weil die Kita für viele Familien eine Brücke zu Kirche und Glaube bildet. Und "die Kitas sollen dazu beitragen, dass das Leben der jungen Menschen gelingt". Kinder und Eltern sollen, ergänzt Diakon Niederländer, "den christlichen Glauben als hilfreiche Orientierung für ihr Leben erfahren und die Kirche vor Ort" kennenlernen.
Für das pädagogische Personal heißt es, "als Christinnen und Christen, gemeinsam der Sache Jesu ein Gesicht zu geben", wie es der Bischof formuliert. So unterstützt die Caritas die pädagogisch Mitarbeitenden, sich in religionspädagogischen Fragen weiterzubilden, sich mit dem eigenen Glauben auseinanderzusetzen, sprachfähig zu werden. Um zu vermitteln, was es im Alltag bedeutet, als Christin und Christ zu leben. Oder um die Feste des Kirchenjahres zu begehen,
Kitas sind damit ein lebendiger Ort von Kirche, ein wichtiger Kooperationspartner innerhalb der pastoralen Räume. Solche kleinen Glaubensgemeinschaften, wie Kitas sie werden können, bauen sich ein in das Netzwerk der Seelsorge vor Ort und in die große Gemeinschaft der Kirche von Passau.
Entsprechende Schritte im pastoralen Raum werden vom Diözesanverband angestoßen und begleitet. Ein solcher Prozess ist erst vor kurzem unter dem Leitwort "Zusammen.Wachsen" gestartet worden. Im Miteinander sollen sich Kinder, Eltern, die Kita-Teams und die Verantwortlichen in der Pastoral entwickeln. Zusammen Wachsen eben.
Von einem Qualitätsentwicklungsprozess ist da die Rede. Den Rahmen dafür bildet das Bistumsrahmenhandbuch. Dahinter stehen sieben Qualitätsbereiche: Kinder, die ihre Persönlichkeit entwickeln können, Eltern, die ihre Kita als Unterstützung erleben, der pastorale Raum, in den die Kita aktiv eingebunden ist, der Sozialraum, den die Kinder erleben, der Glaube und die christlichen Werte, die erfahrbar sind, der Träger und die Leitung, die für Professionalität sorgen und schließlich das Personal, das als Team die einzelnen Mitglieder fördert. Diese Bereiche werden mit den Kitas überprüft. Damit entsteht auch ein individuelles Qualitätsprofil der Einrichtung. Und dieses wiederum ermöglicht den Qualitätsbrief des Bundesverbandes katholischer Kindertageseinrichtungen e.V. als anerkannter Nachweis. Damit können die Kitas im Bistum Passau sich für die Zukunft in Kirche und Gesellschaft positionieren. Und gleichzeitig ihren Beitrag dazu leisten.
Text: Wolfgang Duschl
Trägerübergabe - und was dann?
Für Orts- oder Pfarrcaritasvereine, oft vor Jahrzehnten zur Trägerschaft einer Kita gegründet, stellt sich mit der Trägerübergabe an den Diözesan-Caritasverband auch die Frage, nach zukünftigen Wirkungsbereichen. Gar keine so leichte Phase vor Ort. Deshalb ein paar grundsätzliche Hinweise:
Zunächst einmal ist jenen Personen zu danken, die ehrenamtlich als Vorsitzende oder als Kirchenpfleger/-in Jahrzehnte die Kindergärten höchst professionell und engagiert betreut haben. Es gilt sie im Falle ehrend zu verabschieden.
Beim Übergang sind auch die Satzung und vereinsrechtliche Fragen zu prüfen.
Dann können gemeinsam mit Partnern aus der Pfarrgemeinde oder Kommune Aufgabenfelder neu oder wieder entdeckt werden. Möglichkeiten gibt es genügend: von der individuellen Nothilfe, über Familien-Lesepatenschaften bis zur Seniorenarbeit. Völlig klar: Man kann auch die Kita weiter unterstützen, gerade um sie in ihrer Bedeutung für Familien und Kinder zu stärken. Entscheidend ist, das caritative Handeln als Zeugnis des Glaubens zu sehen und als Grundauftrag der Kirche zu leben.
Die Gemeindecaritas-Referentinnen und -Referenten in den Dekanaten stehen dafür als Ansprechpartner/-innen zur Verfügung. Zentrale Rufummer: 0851 - 5018-961.