Heute beschäftigt das "Wir schaffen das" ganz Deutschland.
In der aufgeheizten Diskussion der letzten Wochen um Zuwanderung, Abschiebung und Obergrenzen warnt der renommierte österreichische Theologe und Sozialwissenschaftler Dr. Dr. Paul M. Zulehner vor einer "Politik der Angst". Wer mit "der Angst der Menschen Wählerstimmen akquirieren" wolle, "verschärft die Angst weiter", betonte er am Samstag, 24. September, in Passau. Manche meinen, man müsse das christliche Abendland retten. Er hält dagegen: "Rettet das Christliche im Abendland!"
Prof. Dr. Hans Mendl, Sprecher des Departments für kath. Theologie der Universität Passau, Prof. Dr. Dr. Paul M. Zulehner und Christine Krammer von der Caritas waren sich einig: mit der Angst der Menschen darf man nicht Politik machen. Caritas
"Entängstigt euch!" gibt er den Menschen mit auf den Weg. "Wer Angst hat, neigt zum Ärger und damit zur Abwehr. Wer Zuversicht fühlt, tendiert zum Einsatz", so die Diagnose des Pastoraltheologen vor Mitarbeitern der Caritas und in Kindertagesstätten. Statt einer "Kultur der Angst, die heute in Europa vorherrscht", fordert der Wiener Professor eine "Politik des Vertrauens". Diese arbeite an den Fluchtursachen wie Krieg, Vertreibung oder Armut. Waffenstillstand aushandeln, Waffenlieferungen stoppen, die Entwicklungszusammenarbeit forcieren. Das sei gefragt.
Christliche Kirchen, so der Pastoraltheologe, müssten mit ihren motivierten Ehrenamtlichen stabile Netzwerke bilden. "Entängstigend" wirken, so Prof. Zulehner, eine breite Bildung, interkulturelle Begegnungen und Familienpatenschaften. Es entstehe eine "offene, gewaltfreie Kirche, deren Grundbotschaft heißt: Fürchte dich nicht". Das stehe 365 Mal im Evangelium". Mit Gottes Hilfe könne man immer mehr schaffen, als man meint, schaffen zu können. Paul M. Zulehner hat eine breite Studie in dem Buch "Entängstigt Euch! Die Flüchtlinge und das christliche Abendland" im Patmos Verlag aktuell veröffentlicht (siehe auch http://www.zulehner.org).
Organisatoren der Veranstaltung mit Austausch über Fragen des Umganges mit Migranten in Kindertagesstätten und deren christlichen Profil waren das Department f. kath. Theologie der Universität Passau, und der Caritasverband für die Diözese Passau e. V. mit seiner Abteilung Kinder-, Jugend und Familienhilfe. Deren Leiterin, Christine Krammer unterstrich den Auftrag, Kinder ganzheitlich zu erziehen und sie in den Glauben hinein zu begleiten. Prof. Hans Mendl, Sprecher des Departments, ergänzte: "Wir brauchen eine freiheitsfähige Kirche".