Passau (can) Unter dem Motto: Blickwechsel - Perspektiven auf dem Bahnhof stand am Samstag 18. April 2015 der Tag der Bahnhofsmission. Die Caritas Passau hatte außerdem noch einen Grund zu feiern. Denn seit 1912 besteht die Bahnhofsmission, davon 70 Jahre in Trägerschaft des Caritasverbandes für die Diözese Passau e. V. - "Als wichtige und unverzichtbare Institution der Stadt Passau" betonte Oberbürgermeister Jürgen Dupper. Leiterin der Einrichtung Angelika Leitl-Weber bedankte sich bei allen "engagierten Helfern, Spendern und Gönnern" und begrüßte die Ehrengäste unter anderem den stellvertretenden Landrat Klaus Jeggle.
„An die Ränder gehen“ - Dekan der evangelischen Kirche, Dr. Wolfgang Bub mit Dompropst und Vorstand des Caritasverbandes für die Diözese Passau e. V., Dr. Michael Bär, die gemeinsam den ökumenischen Wortgottesdienst am Bahnsteig 1 feierten.
Auf einer Baustelle wurde dieses Jubiläum gefeiert und dies könnte als Symbol betrachtet werden, da die Mitarbeiterinnen der Bahnhofsmission mit verschiedensten Baustellen im Leben hilfesuchender Menschen umgehen müssen. Auch den ökumenischen Wortgottesdienst feierte, Dompropst und Caritasvorstand Dr. Michael Bär zusammen mit Dr. Wolfgang Bub, Dekan der evangelischen Kirche, am Hauptbahnhof, Bahnsteig 1. "Die Kirche muss an die Ränder gehen. Hart an die Bahnsteigkante. Wo der Wind rau weht." - betonte Dompropst Dr. Michael Bär in seiner Predigt. Die Bahnhofsmission sei Spiegel der sozialen Situation, der Ort wo Menschen ankommen und eine Zone der Entschleunigung in hektischer Zeit, unterstrich der Bischöfliche Beauftragte und Vorstand des Caritasverbandes.
Dekan Dr. Wolfgang Bub überbrachte die Grüße der Diakonie und sprach von der Wichtigkeit des Dienstes am Bahnhof und von der unbürokratischen Hilfe, die die Bahnhofsmission leiste. "Ohne Ansehen der Person, der Religion und des sozialen Status für die Menschen da zu sein". Ein schöner Übergang zum Segensgebet von Angelika Leitl-Weber und Heidi Mayrhuber gelang dem Klinikchor, unter der Leitung von Klaus Wiesmüller, der den Gottesdienst umrahmte. "Du hast uns Raum zum Leben gegeben - Lebensraum geschenkt.
Lebensraum für jene, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Menschen, die von Drogen, Alkohol und anderen Süchten abhängig sind. Menschen, die keine Perspektive haben oder einsam sind. Diesen Menschen geben wir Raum zum Leben". Genau für diese Menschen ist die Bahnhofsmission Ansprechpartner. Nicht umsonst lautet der Leitspruch - Nächste Hilfe: Bahnhofsmission.
Die Bahnhofsmission trage zum Bild der Stadt Passau bei und lasse die Menschen in Not am gesellschaftlichen Leben teilhaben, so Oberbürgermeister Jürgen Dupper - der seinen Dank mit einer Finanzspritze der Stadt Passau verband. Ein großes Dankeschön überbrachte Alois Radinger von der Deutschen Bahn für die hervorragende Zusammenarbeit. "Die Menschen können durch die Hilfe der Bahnhofsmission selbstbestimmt und in Würde leben". Auch er überreichte den beiden Leiterinnen eine Spende. Im Anschluss beantworteten die Mitarbeiterinnen alle Fragen der Anwesenden und ließen die Veranstaltung mit den Gitarrenklängen von Mario Götz und Andreas Stockbauer nachhallen.
Die beiden Leiterinnen der Passauer Bahnhofsmission: Heidi Mayrhuber (links) und Angelika Leitl-Weber
Die Bahnhofsmission in Passau gibt es seit 1912. Über die Jahre hin hat sich in der Struktur Einiges verändert. Zu Beginn war der Katholische Deutsche Frauenbund verantwortlich. Bis 1945 war die Einrichtung dem Roten Kreuz unterstellt, anschließend übernahmen Caritas und Diakonie. Mitte der 80er Jahre stieg die Diakonie allerdings aus der Trägerschaft aus, sodass heute der Caritasverband für die Diözese Passau e. V. alleiniger Träger dieses Hilfsangebotes ist. Aber für die Mitarbeiterinnen hat immer noch die Hilfe am Menschen oberste Priorität. Die Zielgruppe hat sich zwar geändert, aber der Service bleibt derselbe. Die Hilfe auf Reisen, in Krisen und schlimmen Nöten, aber auch einfach den Menschen zuzuhören, Ruhe und Orientierung vermitteln. Bedürftige Menschen erhalten eine Tasse Kaffee und etwas zu Essen. Kurz gesagt: Lebensraum zu schaffen - eben Raum zum Leben.